Stadt verzichtet auf Rückkauf der Rostock-Villa

Einmal mehr ist die Rostock-Villa der Spielball zwischen Politik und Kulturfreunden.
ÖVP, SPÖ und Neos stimmten im Gemeinderat gegen eine Rückabwicklung des Verkaufs ans Land. Die Grünen protestieren

2008 wurde die Rockstock-Villa in Klosterneuburg an das Land Niederösterreich verkauft. Laut Vertrag sollte darin ein Lesekompetenz-Zentrum errichtet werden. Ins Gemeindebudget sind dafür rund eineinhalb Millionen Euro geflossen. Im Vertrag enthalten ist auch ein Rückkaufsrecht sowie eine Rückabwicklung, sollte das Projekt nicht realisiert werden. Dies ist bis heute der Fall.

Die Landesimmobiliengesellschaft (LIG), die sämtliche An- und Verkäufe für das Land abwickelt, wollte die Villa deshalb wieder abgeben und ist an die Stadt herangetreten. Seit Ende Jänner wurde verhandelt. Die Kosten für Klosterneuburg hätten sich auf zwei Millionen Euro belaufen. Das Ergebnis: Die Stadt verzichtet auf ihr Vorkaufsrecht bzw. auf die Rückabwicklung. Die Villa wird damit am freien Markt ausgeschrieben.

Seitens der Grünen kommt heftige Kritik. Einerseits habe es zwei Monate gedauert, bis einige Gemeinderäte in der Sitzung des Ausschusses für Immobilienverwaltung vom Schreiben des Landes erfahren hatten. Andererseits sei vergangenes Jahr noch vereinbart worden, dass man vor weiteren Schritten, was die Zukunft der Rostock-Villa betrifft, eine bauliche Bewertung der Sanierungskosten vornehme, sowie mögliche Nutzungen erörtere. „Während wir alle noch auf das Wort von ÖVP/SPÖ/NEOs vertraut und die Ergebnisse der einzelnen Prüfungen abgewartet haben, wurde hinter den Kulissen schon still und heimlich mit dem Land den Verkauf paktiert. Man soll der ÖVP nicht trauen", findet Obmann Sepp Wimmer klare Worte.

Kein Geld

ÖVP-Kulturstadtrat Konrad Eckl verteidigt jedoch die Entscheidung. Ein Rückkauf und eine nachhaltige Nachnutzung sei intensiv diskutiert und analysiert worden. Für den Rückkauf inklusive ausreichender Sanierung und Adaptierungen fehle jedoch das Geld. "Budgetär ist ein solches Projekt derzeit nicht möglich", stellt Eckl klar. Insgesamt hätte die Stadt rund vier Millionen Euro investieren müssen.

Derzeit sind noch zwei Kulturvereine, das Feuerwehr-Museum und der schlesisch-mährische Heimatverein, eingemietet. Allerdings überlege laut Eckl bereits die Feuerwehr, mit dem Museum auszuziehen. "Und dann besteht die Gefahr, dass allein der laufende Betrieb nicht wirtschaftlich wäre." Stattdessen möchte man durch den Verkauf sogar Geld für das Budget erwirtschaften. Denn wird die Villa über dem vereinbarten Rückkauf-Preis verkauft, erhält die Stadt 50 Prozent des Gewinns. Im Gegenzug widmet der Gemeinderat das Grundstück von Museum/Archiv auf Wohngebiet um.

Wimmer kritisiert auch diesen Deal. "Keiner weiß, was dann mit der Villa passiert." Eckl versucht deshalb zu beruhigen: "Das Gebäude ist prägend in der Silhouette der Stadt", und spricht sich deshalb auch gegen einen Abriss und mögliche Wohnbauprojekte aus.

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