St. Pölten: Mehr als ein Fulltime-Job
"Ein persönliches Treffen wird zeitlich schwierig, telefonieren können wir gern." Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner sitzt im Auto. Wie so oft. Er fährt durchs Traisental Richtung Landeshauptstadt, hinter ihm liegen anstrengende Tage. Denn der Orkan Herwart hatte auch Niederösterreich mit großer Wucht getroffen, die Freiwilligen hatten mehr als 1500 Einsätze zu absolvieren. Es gab kaum Feuerwehrleute, die nicht mitanpacken mussten.
Am Ort des Geschehens sein, das ist auch sein Zugang zu dem Beruf. Fahrafellner ist keiner, der nur vom Schreibtisch aus dirigiert, er ist oftmals hautnah dabei, auch wenn es um Leben und Tod geht. Möglich macht dies seine Doppelfunktion. Als er 2013 mit einer deutlichen Mehrheit zum Landesfeuerwehrkommandanten gewählt wurde, war für ihn klar, dass er seinen Job als Feuerwehrchef in St. Pölten nicht aufgeben möchte. Für ihn im Rückblick eine richtige Entscheidung. "Deshalb habe ich auch nie den Kontakt zur Basis verloren. Ich finde, dass das für diesen Beruf besonders wichtig ist. Deshalb weiß ich auch um die Sorgen und Nöte der Kameraden Bescheid", sagt der 49-Jährige.
Berufsfeuerwehr
Zu tun gibt es für die Florianis in der Hauptstadt genug. Im Durchschnitt werden sie zu 1300 Notfällen pro Jahr alarmiert. Das sind Einsatzbilanzen, die üblicherweise von großen Hauptfeuerwachen der Wiener Berufsfeuerwehr vorgelegt werden. Stellt sich die Frage, ob nicht in St. Pölten eine Systemänderung notwendig ist – weg von der Freiwilligkeit hin zur Berufsfeuerwehr. Zudem wächst die Stadt rasant, die 60.000er-Marke an Einwohnern könnte bald geknackt sein.Fahrafellner denkt nach, dann sagt er: "Ich glaube nicht, dass das derzeit finanziell machbar ist. Aber natürlich muss man Überlegungen für die Zukunft treffen. Vielleicht wird es künftig so sein, dass zumindest immer eine Besatzung für ein Fahrzeug rund um die Uhr da ist, die vor allem die kleineren Einsätze absolviert."
Klein angefangen hat auch Fahrafellner in der Organisation, die Brände löscht und Leben rettet. Mit 13 zog es ihn zur Feuerwehrjugend, die Faszination an den Männern und Frauen mit den Helmen und Sauerstoffgeräten hat ihn nicht mehr losgelassen. Er besuchte Dutzende Kurse im In- und Ausland, erarbeitet sich Leistungsabzeichen und schloss den Universitätslehrgang "Fire and Safety Management" an der Donau-Universität ab. Zudem ist er Besitzer von sieben Führerscheinklassen.Der Feuerwehrchef hat aber auch schon die Schattenseiten des Berufs kennengelernt. Denn als Manager einer so großen Organisation bleibt kaum Zeit für Hobbys, kaum Zeit durchzuschnaufen.
"Ich halte es so, dass ich zumindest einen Abend pro Woche für mich habe. Ansonsten geht es sieben Tage die Woche durch." Also mehr als ein Fulltime-Job.Fahrafellner gilt als Netzwerker. Er ist mit Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) und Landesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) befreundet, auch mit Ex-Landeschef Erwin Pröll pflegt er ein sehr gutes Verhältnis. Er kommt mit seiner offenen Art an und für eine Karriere sind ja Seilschaften bekanntlich nie hinderlich.
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