Sonnentor-Chef Gutmann: "Am Anfang ging’s ums Hemd"

Sonnentor-Chef Johannes Gutmann
Gutmann gründete vor 30 Jahren sein Bio-Unternehmen, seine Firma wächst Jahr für Jahr.

Der Mann mit der alten Lederhose und roten Brille hat eine berufliche Vergangenheit, die sich keiner wünscht. Zumindest als Angestellter nicht. Johannes Gutmann verlor vier oder fünf Mal seinen Job.

Doch seit er selber Chef ist, gelingt ihm (fast) alles. 1988 wählte er eine überschwänglich lachende Sonne als Firmenlogo und nutzte Emotionen, um biologisch hergestellte Tees, Gewürze und Kräuter zu verkaufen. 30 Jahre später ist " Sonnentor" mit Sitz in Sprögnitz bei Zwettl in mehr als 50 Ländern der Welt eine bekannte Marke .

KURIER: Haben Sie zu Beginn daran gedacht, dass Ihre Firma so groß werden könnte?

Gutmann: Man denkt nicht darüber nach, was alles möglich ist. Als Jungunternehmer steht man unter Druck und kämpft täglich ums Überleben. Am Anfang geht es um das eigene Hemd und das muss wärmen. Wenn die Begeisterung und nicht das Produkt zurück kommt, dann ist man schon mal auf dem richtigen Weg.

Erfolgreich wurden Sie erst, als Sie einen Umweg über Deutschland wählten?

In Österreich habe ich gespürt, dass mich nur wenige mögen oder brauchen. Bei einer Messe in Deutschland 1990 habe ich erkannt, dass der Bio-Markt dort schon viel fortgeschrittener und nicht zehn, sondern gleich 20-mal größer war als der in Österreich. Für mich fühlte sich das an, als hätte ich Amerika entdeckt, obwohl ich nur nach Deutschland gefahren bin. Es hat Jahre gegeben, da lag die Exportquote bei 90 Prozent, jetzt beträgt sie 66 Prozent.

Immer mehr Betriebe drängen auf den Bio-Markt. Ist für Sonnentor das Geschäft schwieriger geworden?

Wir freuen uns über jeden Mitbewerber, der es ernst meint und den Bio-Gedanken mitträgt. Traurig bin ich über die Gier mancher Konzerne, die Gesetze in Bio-Verordnungen der EU aufweichen lassen. An denen reiben wir uns nicht, die sind da. Wir schauen täglich darauf, dass wir es besser machen als die anderen. In Österreich wächst der Markt im Schnitt um zehn Prozent pro Jahr. Wir freuen uns, dass wir immer ein bisschen mitwachsen dürfen.

Die Preise für Bio-Produkte fallen. Ist das eine Entwicklung, die Ihnen Angst macht?

Auf kurz oder lang wird es im Lebensmittelhandel zu Schleuderpreisen kommen. Der Konsument muss abschätzen, was der Produzent davon bekommt. Einkäufer großer Ketten agieren immer im großen Stil und können Preise erpressen. Übrig bleibt immer der Schwächste, das ist der Bauer. Sonnentor ist ein stabiler und langfristiger Partner und bleibt seinem Leitbild treu.

Sonnentor will in Sprögnitz bald Schlafmöglichkeiten anbieten, versucht Ihre Firma auch groß in das Beherbergungsgeschäft einzusteigen?

Wir sind in der glücklichen Lage, Teile unseres Ertrags für neue Projekte zu nutzen. Die Schlafmöglichkeiten sehen wir in Sprögnitz als Probebetrieb. Aber ich werde mich davor hüten, irgendein Übernachtungskonzept in unser Franchise-System aufzunehmen. Wir wissen, wie wir Bio-Produkte vom Acker ins Regal bringen. Damit können wir Kunden und Partner begeistern.

Was machen Sie in 30 Jahren?

Wenn ich als 82-Jähriger noch rüstig genug bin, werde ich vielleicht mithelfen, unsere Bio-Produkte zu verpacken (lacht).

30 Jahre Sonnentor

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