Sommertheater: „Haben nicht aus Feigheit abgesagt“

Sommertheater: „Haben nicht aus Feigheit abgesagt“
Es gibt heftige Diskussionen, weil die meisten Produktionen heuer nicht stattfinden.

Zuletzt hatte das Gesundheitsministerium die Corona-Rahmenbedingungen für Veranstaltungen wieder geändert. Ab 1. Juli sind im Freiluftbereich mittlerweile bis zu 500 Besucher, ab August noch mehr zugelassen. Zum Zeitpunkt dieser Ansage waren allerdings bereits fast alle Produktionen des Theaterfestes NÖ auf kommendes Jahr verschoben oder abgesagt. Auch, weil diese Öffnung nicht erwartet worden war. Was jetzt teilweise heftige Diskussionen zur Folge hat.

Befeuert wird die Kritik an den für manche zu frühen Absagen von Regisseur Michael Sturminger, der als einziger in Perchtoldsdorf seine Festspiele programmgemäß durchzieht. Was den Obmann des Theaterfestes Werner Auer ärgert. Vor allem, weil in manchen Aussagen auch mitschwinge, man habe auch aus Feigheit zu früh die Segeln gestrichen. Auer: „Es stört mich, dass wir jetzt teilweise als Feiglinge oder Fahnenflüchtige hingestellt werden.“

"Niemand leichterfertig gehandelt"

Es habe eine Empfehlung des Landes gegeben und letztlich habe jede der 20 Bühnen für sich zugewartet, ob und wann sie absagt. Auer: „Da hat niemand leichtfertig gehandelt.“ Neben den gesundheitlichen wären noch die künstlerischen und wirtschaftlichen Aspekte ausschlaggebend gewesen. Auer: „Und die Gesundheit steht schon noch über allem.“

Kein "Kultur-Ischgl"

Es wäre damals klar diskutiert worden, dass man kein „Kultur-Ischgl“ in Niederösterreich haben wolle. Die Veranstalter hätten da eine große Verantwortung tragen müssen. Auer: „Kunst um jeden Preis ist der falsche Zugang.“ Einige Bühnen haben mittlerweile angesichts der geänderten Rahmenbedingungen Ersatz auf die Beine gestellt. Neben Perchtoldsdorf wird noch in Gars am Kamp, Melk, Asparn an der Zaya und Weißenkirchen ein Programm geboten.

Sommertheater: „Haben nicht aus Feigheit abgesagt“

Marcus Strahl bietet in Weißenkirchen ein Alternativprogramm

Allerdings mit zusätzlichen Auflagen wie einem Sicherheitskonzept, einem Covid-19-Beauftragten, etc. Maßnahmen, die alle mit der Landessanitätsdirektion abgeklärt werden müssen.

Kurz tauchte auch auf, dass jene Standorte, die jetzt offen haben werden, mehr Geld vom Land bekommen. Was für Werner Auer kein gangbarer Weg ist: „Es kann nicht sein, dass diese finanziell nun auf Händen getragen werden und alle anderen die Dummen sind.“

Beratung statt Geld

In dem Punkt kann Hermann Dikowitsch, der oberste Kulturbeamte des Landes, beruhigen: „Es werden alle gleich behandelt, es gibt keine Extrawürste.“ Was das Land diesen Spielstätten aber anbietet, ist Beratung. Vor allem, wie man in Zeiten von Corona eine Aufführung ordnungsgemäß über die Bühne bringt. Dikowitsch: „Das ist ein ziemlicher Aufwand, der beachtet werden muss.“

"Nicht leicht gemacht"

Auch Dikowitsch empfindet die Absagen-Debatte als unangebracht: „Es haben sich alle Verantwortlichen nicht leicht gemacht. Es wurde sehr genau abgewogen, ob die Aufführungen möglich sind oder nicht.“ Neben den Sicherheitsüberlegungen hätten auch betriebswirtschaftliche Berechnungen eine wichtige Rolle gespielt.

Was manchen Regisseuren auch sauer aufgestoßen hat, war die Bekanntgabe, dass das Festival Grafenegg sehr wohl stattfindet. Wenige Tage nach der gegenteiligen Empfehlung für das Theaterfest. Für NÖKU-Chef Paul Gessl sei das aber nicht vergleichbar. Erstens gebe es in Grafenegg andere Open-Air-Bedingungen. Und zweitens sei für Konzerte die Vorlaufzeit einfach kürzer.

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