"Es tut mir leid"
In der darauffolgenden Einvernahme überraschte H. die Ermittler. Denn er gestand von sich aus drei weitere Übergriffe auf Frauen, zwei sollen von ihm vergewaltigt worden sein. "Ich bereue die Taten. Mir tut das alles sehr leid", sagte er zu den Kriminalisten. Der Verdächtige sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft und wartet dort auf seinen Prozess.
Aber wer ist dieses "Phantom", das in einer Stadt, in der sich die Menschen sicher fühlen können, wie Politiker und die Exekutive nicht müde werden zu betonen, diese schwere Straftaten begangen haben soll?
Kein Muster erkennbar
HTL-Absolvent, Student, Nachhilfelehrer, Sanitäter, Tausende Freunde auf Facebook – auf den ersten Blick wirkt H. wie ein netter junger Mann, der sich gerne sozial engagiert. Umso größer ist in seinem privaten Umfeld nun die Bestürzung, dass der Niederösterreicher ein Sexualstraftäter sein soll. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft.
Psychiatrisches Gutachten
"Mein Mandant ist keine Bestie", betont die St. Pöltner Rechtsanwältin Andrea Schmidt im Gespräch mit dem KURIER. Sie vermutet, dass Stefan H. unter psychischen Problemen leidet. Aufenthalte in einer psychiatrischen Anstalt seien dokumentiert, erzählt Schmidt. Deshalb habe die zuständige Staatsanwaltschaft auch ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben. Das Ergebnis steht allerdings noch nicht fest.
Kein Muster erkennbar
Schmidt betont auch, dass der mutmaßliche Triebtäter planlos gehandelt habe. "Er ging ziellos im Norden der Stadt herum. Wenn sich eine Gelegenheit ergab, dann ging er auf die Frauen los. Es gibt da überhaupt kein Muster. In einem Fall war er, auch wenn das natürlich niemals eine Entschuldigung sein kann, alkoholisiert", berichtet die Rechtsanwältin.
Die bekannte Psychotherapeutin Rotraud A. Perner hatte schon oft mit Vergewaltigern zu tun. Sie hat eine andere Sicht der Dinge. "Sie sind wie Jäger, gehen sehr zielgerichtet auf ihre Opfer zu. Oftmals sind die Taten schon im Vorhinein genau geplant", sagt sie. Unabdingbar im Falle einer Verurteilung sei ein Anti-Gewalt-Training, betont Perner. "Diese Personen müssen lernen, dass sie ihren Frust oder ihr Verlangen nicht in Gewalt umlegen dürfen."
Zündstoff
Die Causa um das "Phantom von St. Pölten" hat auch in sozialen Medien für Gesprächsstoff gesorgt. Vor allem Frauen zeigten sich darüber empört, dass die Behörden nach den ersten beiden Fällen nicht mit einer Warnung an die Öffentlichkeit gingen. Allerdings, so heißt es, konnte die Exekutive nicht von einem Serientäter ausgehen. Zudem gab es keine Personenbeschreibung. Stefan H. hatte sich bei dem ersten Angriff Anfang Oktober seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Deshalb konnten die Ermittler kein Phantombild anfertigen.
Erst ein Zufall führte nun zu der Festnahme.
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