Doppelrolle für SPÖ-Politiker in NÖ: EU-Abgeordneter wird Ortschef

Sidl folgt auf Kern
Im Februar 2026 soll Günther Sidl auf die längstdienenste Bürgermeisterin Österreichs folgen. Er ist sich sicher, beide Jobs zu schaffen.

Es ist eine echte Polit-Überraschung, die am Freitag bekannt wurde: Der SPÖ-Politiker aus dem Mostviertel, Günther Sidl, seit Juli 2019 Mitglied des Europäischen Parlaments, soll neuer Bürgermeister von Petzenkirchen im Bezirk Melk werden.

Sidl wird voraussichtlich im Februar 2026 auf Lisbeth Kern folgen, die nicht nur die längst gediente Bürgermeisterin Niederösterreichs ist, sondern auch als dienstälteste Frau im Bürgermeisteramt in ganz Österreich gilt. Sechs Mal wurde die heute 67-Jährige von den Petzenkirchnern zur Ortschefin gewählt.

"So ein Amt schlägt man nicht aus"

„Ich wurde gefragt, dann habe ich gut überlegt – aber klar ist, dass man so ein Amt nicht ausschlägt. So ein Angebot bekommt man nicht alle Tage“, sagt Sidl im Gespräch mit dem KURIER. Er kündigt an, dass er trotz seiner neuen Funktion weiter als EU-Abgeordneter tätig sein wolle.

„Rechtlich ist es so, dass das Bürgermeisteramt kein Ausschlussgrund ist“, betont der Politiker. Er habe mit seiner Partnerin und seinem Büroteam ausführlich seine Zukunftspläne besprochen. „Ich bin mir sicher, dass ich beide Aufgaben bewältigen kann“, sagt der EU-Abgeordnete, der bereits seit 1998 für die Sozialdemokratie aktiv ist.

Ihm sei aber bewusst, dass der Job als Bürgermeister viel Kraft und Zeit erfordere. „Zum Glück steht die Marktgemeinde Petzenkirchen finanziell stabil da. Doch einige Projekte stehen an, etwa der geplante Zubau beim Kindergarten.“

Die amtierende Bürgermeisterin Kern ist überzeugt, mit Sidl den richtigen Nachfolger gefunden zu haben: „Petzenkirchen wird weiterhin in guten Händen sein, und das ist mir wichtig. Ich wünsche ihm viel Erfolg und unserer Gemeinde ein herzliches Glück auf.“

Chance auf höhere Weihen

Dem SPÖ-Politiker, der bald in die Funktion des Gemeindechefs schlüpfen soll, wurden in der Vergangenheit immer wieder Chancen auf höhere Weihen zugerechnet. Zuletzt im Jahr 2023, als die niederösterreichische SPÖ mit Franz Schnabl an der Spitze ihr bislang schlechtestes Ergebnis einfuhr.

Als Schnabl schließlich den Weg für eine Erneuerung der Partei freimachte, war auch Sidl erneut im Gespräch als Landesparteiobmann.

Das Rennen machte schließlich jedoch der damalige AMS-Landeschef Sven Hergovich, der als Newcomer frischen Wind in die Partei bringen sollte.
Sidl blieb in Brüssel und konzentrierte sich im EU-Parlament vor allem auf die Themen Klimaschutz, Umwelt und nachhaltige Landwirtschaft. Zudem plädiert er stets für eine Stärkung des Industriestandorts Europa.

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