Schwitzen für die Datenbank
Es ist schon zach", sagt Philip Brand. Er lässt das letzte Wort noch ein wenig nachwirken. Denn hier, im grimmig kalten Allentsteig, kann das Soldatenleben noch anstrengend sein. Vor allem dann‚ wenn man sich nach der Matura plötzlich bei den Aufklärern wiederfindet, einer Elitetruppe des Bundesheeres.
Brand, 18, ein drahtiger junger Mann, ist einer von 120 Grundwehrdienern, die an diesem Donnerstag am Truppenübungsplatz zum Leistungstest für Rekruten angetreten sind. Während ältere Semester noch gern davon erzählen, dass sie früher im wahrsten Sinn den Spind auf den Rücken gewuchtet bekamen und drauf los marschieren mussten, so ist heute alles anders. Die Wehrdienstreform hat vor allem den Grundwehrdienst erfasst, jetzt sollen die Grundwehrdiener "sportlich und militärisch gefördert werden".
Ein dreiviertel Jahr wurde an den neuen Tests gefeilt, seit Jahresbeginn werden sie in der Praxis angewendet.
Die Überprüfung findet nun im konditionellen und koordinativen Bereich statt. Dazu zählt unter anderem: Taillenumfang und Körpergewicht, Medizinballstoß, Liegestütze und ein 2400-Meter-Lauf. Ein paar Wochen später schwitzen die Soldaten noch bei einem 3,2 kilometerlangen Eilmarsch und einem Parcours, bei dem sie 25 Kilo schwere Säcke und Kanister schleppen müssen.
Seit der Umstellung werden die Ergebnisse in einer Datenbank gespeichert. Damit hat nicht nur jeder Rekrut, sondern auch der Kommandant einen genauen Überblick über den Fitnesszustand. Und beim Abrüsten gibt es anstatt eines warmen Händedrucks auch ein Zertifikat, das für die sportliche Weiterentwicklung genutzt werden kann.
Kommandant Reinhard Lemp zeigt sich über die Umstellung bei den Leistungstests jedenfalls zufrieden: "Weil sie noch ein zusätzlicher Ansporn sein können." Mit Samthandschuhen werden die Soldaten aber auch nach der Wehrdienstreform nicht angefasst, betont er. "Es kann sein, dass diese Leute irgendwann in den Einsatz müssen. Darauf müssen sie gut vorbereitet sein."Seit Jahren beobachten Militärs aber, dass die Ausdauer der Jungen immer schlechter werde. Es gebe ein Stadt-Land-Gefälle. Heißt: Die Waldviertler sind oft fitter als die St. Pöltner. "Die Daumenmuskulatur ist besonders gut ausgebildet", sagt Ausbildner Andreas Müllauer. Man ziehe eben die Playstation dem Kickerl mit Freunden vor.
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