Die kleinen gestrickten Erinnerungen an ihren „Seelenhund“ Wellington wecken bei Julia Hollaus alle Sinne. Der Geruch und die Farbe der weichen Wolle des Lieblingstiers, das im vorigen Jahr gestorben ist, halten den lebhaften Australian Shepherd in ihrer Erinnerung.
Mithilfe der Wolle der vierbeinigen Lieblinge auch eine fixe Erinnerung an die Lebensbegleiter zu haben, ist mittlerweile auch eine international sehr gefragte Dienstleistung, die die Mostviertlerin über ihren Hunde- und Fachtiersalon anbietet.
Zweites Standbein
Zu ihrem seit einem Jahrzehnt betriebenen Hundesalon „Pfotenoase“ in Petzenkirchen (Bezirk Melk) hat Hollaus die Nutzung der anfallenden Tierwolle zu einem Standbein des Betriebs gemacht. Und anfallendes Haar von Hunden, Katzen oder Angorahäschen am Spinnrad zu feiner Wolle weiterzuverarbeiten, findet mittlerweile viel Zuspruch aus der ganzen Welt.
Vor allem aus den USA, aber auch aus Schweden, Frankreich, der Schweiz oder wie erst dieser Tage aus Israel kommen Pakete mit ausgebürsteten Hundehaaren, aus denen in der Mostviertler Pfotenoase feine Wolle gesponnen wird.
„Gerade jetzt beginnt wieder die Hochsaison für uns. Die feine Unterwolle, die man im Frühling aus dem Fell der Tiere bürsten muss, wird für das Spinnen benötigt“, schildert Hollaus. Sie führt mit ihrer Mutter den Tiersalon, in dem die Pflege und der Fachhandel mit Tierfutter und Hundeartikel im Vordergrund stehen.
Großer Aufwand
Naturgemäß fallen hier größere Mengen an ausgebürsteten Haaren an. Aber die aufwendige Produktion der Hundewolle, die übrigens weit wärmer ist als Schafwolle, wird jetzt nur mehr auf Bestellung vorgenommen.
Mindestens 200 Gramm der feinen Unterwolle müssten es schon sein, um daraus ein Knäuel Wolle zu spinnen, so Hollaus. Geschnittene Haare eignen sich nicht für die Wollproduktion. „Das Spinnen von 100 Gramm dauert rund zehn Stunden“. Das kostet 94 Euro. Für einen durchschnittlichen Schal wird rund ein Viertelkilo gesponnener Wolle benötigt.
Vor allem über das Internet und persönliche Empfehlungen bekommt der Familienbetrieb viele Aufträge aus dem Ausland. „Meistens zählt nicht so sehr der Nutzen, sondern Tierliebhaber wollen sich schon zu Lebzeiten dauerhafte Erinnerungen an ihre Begleiter sichern“, nennt Hollaus den Hauptbeweggrund für die Aufträge.
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