Vorbereiten statt verdrängen: Friedhof als Informationsort

Vorbereiten statt verdrängen: Friedhof als Informationsort
Zeitlebens wird das Sterben verdrängt. Rund um Allerheiligen informieren Bestatter, wie etwa in St. Pölten, darum über ihr Angebot.

„Wir waren was ihr seid – ihr werdet was wir sind“ prangt in Großbuchstaben über dem Eingang des St. Pöltner Hauptfriedhofs. Doch auch wenn der Tod eines der wenigen Themen ist, das wirklich jeden betrifft, wird er zeitlebens oft verdrängt. „Viele Menschen setzten sich erst mit dem Tod auseinander, wenn sie unmittelbar davon betroffen sind“, weiß auch Michael Bachel von der Städtischen Bestattung in St. Pölten aus Erfahrung.

Entscheidungen überfordern im Ernstfall

Tritt aber unvorbereitet ein Todesfall ein, ist für Trauer kaum Zeit. Neben behördlichen Wegen gilt es etwa die Art der Bestattung und entsprechenden Blumenschmuck auszuwählen, die Trauerfeier zu organisieren und den Nachlass des Verstorbenen zu regeln.

Um von der Flut der Entscheidungen nicht gänzlich überfordert zu sein, helfe eine Orientierung im Vorfeld, so Bachel.

Vor allem rund um Allerheiligen, wo anlässlich des Totengedenkens ohnehin schon Hochbetrieb auf den Friedhöfen des Landes herrscht, werden auch immer öfter Informationen rund um das Sterben geboten.

In der nö. Landeshauptstadt lädt die Städtische Bestattung seit Jahren regelmäßig zum Tag der offenen Türe. „Wir geizen auch übers Jahr nicht mit Informationen, hier wollen wir aber schon im Vorfeld aufklärend wirken“, erklärt Bachel.

50 Prozent Kremierungen

Begräbnismöglichkeiten gäbe es mittlerweile nämlich viele, so der Experte. Eine neue Form ist etwa die Diamantbestattungen, wo aus der Asche des Verstobenen ein Edelstein hergestellt wird. „Meist werden aber traditionelle Bestattungen gewählt“, erklärt Bachel. „Erdbestattungen nehmen tendenziell dabei ab. Mittlerweile sind mehr als 50 Prozent unserer Bestattungen Kremierungen.“ Auch Naturbestattungen und anonyme Urnenbeisetzungen im Wald seien derzeit hoch im Kurs.

Urnen und Särge in allen Variationen können am Donnerstag, 3. November, am Hauptfriedhof (Goldegger Straße 52) im Rahmen des Tags der offenen Tür im Detail begutachtet werden.

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Neben einer Ausstellung von Särgen und Urnen...

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... werden auch Kutschenfahrten geboten.

Vorort sind auch Friedhofsgärtner und Trauerredner. Rechtlichen Fragen rund um den Tod widmet sich die Notariatskammer in einem Vortrag um 15 Uhr.

Historische Führung

Welche Persönlichkeiten bereits ihre letzte Ruhe auf dem seit 1896 bestehenden Areal am Stadtrand gefunden haben, erzählt Stadthistoriker Thomas Pulle in zwei speziellen Führungen um 9.15 und 10.30 Uhr. Zu jeder vollen Stunde zwischen 10 und 15 Uhr kann am Friedhof auch eine Runde mit der Pferdekutsche gedreht werden. Für Verpflegung ist mit Maroni und Bratkartoffeln gesorgt.

Neben aller Information hat aber auch die Trauer Platz. Die Caritas hat in der Zeremonienhalle 1 noch bis 3. November um 18 Uhr einen eigenen Rückzugsort für Hinterbliebenen eingerichtet. Infos: www.st-poelten.at

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