Es ist eine Diskussion, die nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch in der Politik durchaus heftig geführt wird. Es geht um St. Pölten, eine Stadt, die wächst, sich ausbreitet, auch weil sie als Wohnort immer beliebter wird.
Tatsächlich erfolgt der Bevölkerungsanstieg nirgends so rasant wie in St. Pölten. Mit einem Plus von 1,5 Prozent ist die Stadt an der Traisen österreichweit Spitzenreiter. Mittlerweile leben hier etwas mehr als 59.700 Menschen.
"St. Pölten braucht Entschleunigung"
Genau diese Entwicklung sorgt für Debatten. Da ist unter anderem immer wieder von einer Parkplatznot die Rede, der Verkehr, der zu Stoßzeiten durchaus nervig sein kann und natürlich die Versiegelung, die neue Wohnbauprojekte mit sich bringen. Aber natürlich auch grundsätzlich gesellschaftlich, weil in der Landeshauptstadt viele unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen.
Manchen geht das alles zu schnell. "St. Pölten braucht eine Entschleunigung vom rasanten Wachstumskurs der roten Stadtregierung. Schon jetzt sehen und spüren wir alle, dass unsere Familien-, Sozial- und Freizeitangeboten sowie die Infrastruktur keine Zeit haben, um dem Wachstum standzuhalten", sagte St. Pöltens Vizebürgermeister Matthias Adl und Klubchef Florian Krumböck (beide ÖVP) unlängst.
Und sie warnen: Im Jahr 2045 könnten in St. Pölten bereits 76.700 Menschen leben. Geht sich das noch aus?
133 Wohnbauprojekte realisiert
Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang ein Blick auf den Wohnbau. Von 2014 bis 2024 wurden 133 Wohnbauprojekte mit insgesamt 4.525 Wohneinheiten realisiert. Mit Abstand die meisten Wohnungen wurden mit Jahr 2023 fertiggestellt - nämlich 1.035 Wohnungen. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 waren es nur 55.
"Viele dieser Wohnungen stehen leer", hört man immer wieder in der Bevölkerung. Aber stimmt das? Die Zahlen aus dem Rathaus sprechen eine andere Sprache.
Der Nutzungsgrad (Verhältnis der Meldedaten zu den Wohneinheiten, Anm.) liegt im Jahr der Fertigstellung zwischen 54 und 85 Prozent. Im Folgejahr, also nach der Eröffnung, beträgt steigt dieser auf 78 bis 96 Prozent.
Die meisten der 133 Wohnbauprojekte wurden direkt im Stadtgebiet (34 Prozent) realisiert, gefolgt von den Katastralgemeinden Spratzern (14 Prozent), Pottenbrunn und Ragelsdorf. An erster Stelle bei jenen, die die Bauvorhaben umgesetzt haben, liegt die Wohnungsgenossenschaft mit insgesamt 793 Wohneinheiten.
Und wer zieht in die Landeshauptstadt? Der überwiegende Anteil der Hauptwohnsitze wurde von Österreichern (82 Prozent) begründet, gefolgt von europäischen Staatsbürgern (7 Prozent). Im Jahr 2022 lag der Migrationsanteil laut dem Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) bei 22,1 Prozent, nur in Wiener Neustadt war er mit 25,2 Prozent höher.
Wichtige Einnahmequellen
Kein Geheimnis ist, dass Wachstum der Stadt hilft, die finanziell nicht gut dasteht. Denn der wichtigste Einnahmeposten jeder Stadt sind die bundesweiten Ertragsanteile. Bei jeder Verteilung spielt die Volkszahl bzw. der abgestufte Bevölkerungsschlüssel eine Rolle. Die Kommunalsteuer ist eine wesentliche Einnahmequelle - wo mehr Menschen wohnen, herrscht auch größere Kaufkraft und es siedeln sich auch mehr Unternehmen an.
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