Rollende Gefahr: Wie die Polizei gegen Lenker vorgeht
Bezirksinspektor Roman Eisschill würde gerne wissen, wo sich denn nun die 16 Fässer mit dem giftigen Inhalt befinden. Der Polizist hat bereits mehrere Runden um den Sattelanhänger absolviert, während der ungarische Lenker immer wieder nur mit den Achseln zuckt. Aber sie müssen sich irgendwo befinden, schließlich sind sie in einem Dokument vermerkt.
Dann schwingt sich der Beamte auf den Lkw, klettert gekonnt auf Kisten und Paketen empor. „Da sind sie ja“, ruft er nach ein paar Minuten seinem Kollegen zu. Dem Chauffeur wird diese Kontrolle einiges kosten, denn die Ladung war nicht ordnungsgemäß gesichert, auch die Papiere sind mangelhaft.
Mittwoch früh, Raststation Völlerndorf an der Westautobahn bei St. Pölten. Beamte der Landesverkehrsabteilung Niederösterreich ziehen Gefahrguttransporter aus dem Verkehr. Was die Betroffenen möglicherweise als Schikane empfinden, ist für die Exekutive eine wichtige Aufgabe, um für mehr Sicherheit auf der Straße zu sorgen.
Mängelliste
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 2.355 Gefahrgut-Kontrollen wurden im Vorjahr in Niederösterreich durchgeführt, dabei stellte die Polizei 797 Anzeigen aus. Ungesicherte Fracht, fehlerhafte Dokumente, übermüdete Fahrer – die Liste an Mängel ist oft lang. 222 strafrechtliche Anzeigen wegen manipulierter Tachos mussten ebenfalls geschrieben werden, ist in der Statistik zu lesen.
Der nächste Lkw, der von der Polizei begleitet wird, steuert den Rastplatz an. Eine Polizistin kontrolliert das Fahrzeug, das Treibstoff geladen hat. Eigentlich passt alles, doch dann wird die Beamtin doch noch fündig – ein Feuerlöscher ist abgelaufen.
Sprengstoff geladen
Die Dokumente des Lenkers nimmt Chefinspektor Thomas Mirwald unter die Lupe, ein Polizist mit viel Erfahrung. Er war einmal dabei, als ein Team einen Lastwagen stoppte, der Sprengstoff geladen hatte. Die explosive Ware war schlecht gesichert, eine rollende Gefahr auf der Autobahn.
Viele Chauffeure kommen aus dem Ausland, sind auf der Durchreise durch Niederösterreich. Sprachbarrieren gibt es immer wieder, manchmal müssen die Beamten auf das Übersetzungsprogramm der Suchmaschine Google zurückgreifen. Eisschill hingegen absolviert derzeit einen Türkischkurs.
„Bei Chauffeuren aus der Türkei ist die Verständigung teilweise besonders schwierig, da muss dann ein Dolmetscher her. Deshalb möchte ich die Sprache selbst lernen.“ Nach ein paar Stunden ist auf dem Parkplatz schon einiges passiert: Bei 15 kontrollierten Fahrzeugen wurden insgesamt 45 Übertretungen nach dem Gefahrgutrecht (ADR) festgestellt und Sicherheitsleistungen in der Höhe von 7.200 Euro eingenommen.
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