Neu eröffnete Synagoge in St. Pölten arbeitet Vergangenheit auf
Es sei ein "Baustein im Kampf gegen den Antisemitismus", wie der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, die Eröffnung der Synagoge nannte. In Niederösterreich gebe es fast 300 jüdische Gemeindemitglieder und Deutsch sei glücklich über „diese Synagoge, die Symbol für kulturelles jüdisches Leben ist.“
Dunkles Kapitel
Ursprünglich wurde ihre Errichtung zum 60-jährigen Thronjubiläum von Kaiser Franz Joseph I. beschlossen. An der Promenade am Ring, der die Altstadt umgibt, wurde sie im August 1913 zum 83. Geburtstag des Monarchen eingeweiht.
Nach dem Novemberpogrom 1938 hat die Stadt das von den Nazis weitgehend zerstörte und geplünderte ehemalige Gotteshaus „arisiert“, als Möbellager und Unterkunft für Zwangsarbeiter aus Osteuropa verwendet. Nach der Zeit verfiel das historische Gebäude immens, ein vollständiger Abriss konnte schließlich verhindert werden. Stadt, Land und Bund ermöglichten eine erste Restaurierung von 1980 bis 1984.
Erinnerungen an Gräueltaten
Im Rahmen des Projekts „Kultur St. Pölten 2024“ wurde nach einer zweijährigen Renovierung nun auch ein neues Nutzungskonzept auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse des im ehemaligen Kantorhaus befindlichen Instituts für jüdische Geschichte Österreichs erstellt.
Martha Keil, die wissenschaftliche Leiterin der Synagoge St.Pölten betonte im Zuge der Eröffnungszeremonie, "dass niemals auf die Auslöschung jüdischer Existenz vergessen werden dürfe". Mit der Erhaltung des materiellen Fundaments des Gebäudes wird gleichzeitig die Geschichte der jüdischen Kultur vor dem Vergessen bewahrt.
Die Neueröffnung biete nun die Möglichkeit, Menschen positiv mit dem Judentum zu konfrontieren und "es ein wenig mehr zu verstehen", so Deutsch. Neben den Gästen aus Religion und Wissenschaft waren auch die Wirtschaft und Politik vertreten. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sieht das Eröffnungsdatum des gestrigen 18.April als "ganz besonderes Datum", denn die Zahl 18 stehe im Judentum für das Leben und heute erfülle man die ehemalige Synagoge mit neuem Leben".
Innenminister Gerhard Karner betonte den Schutz der jüdischen Bevölkerung, dieser sei besonders wichtig. "Es sei unsere Verantwortung, die Erinnerung an das dunkelste Kapitel der Geschichte Österreichs wachzuhalten", betonte auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka.
"Tage der offenen Tür" mit freiem Eintritt
Von 19. bis 21. April lädt die Ehemalige Synagoge St. Pölten zu drei Tagen der offenen Tür. Das Haus und die Dauerpräsentation „Die Synagoge und ihre Gemeinde“ können während den Tagen der offenen Tür bei freiem Eintritt und mit einem umfassenden Führungsangebot besucht werden. Mit ihrem Ausstellungs- und Vermittlungsprogramm ist sie Teil des Jahresschwerpunktes Kultur St. Pölten 2024.
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