Bauer gegen Behörde: Warum 500 Schweine in NÖ verschwinden sollen

Mit schlechten Nachrichten hat Andreas Hubmann in den vergangenen Monaten schon genug Erfahrungen gemacht. Deshalb war der Landwirt aus Gerersdorf bei St. Pölten auch nicht überrascht, als vor ein paar Tagen ein eingeschriebener Brief der Bezirkshauptmannschaft in seinem Postkasten lag.
Aber dieses Mal klang der Inhalt des Schreibens für ihn besonders bedrohlich. Die Beamten kündigten laut Hubmann an, vor Ort einen Kostenvoranschlag für eine Räumung erstellen zu wollen.
Bauer Hubmann gegen die Behörde – so lautet das Match, das seit einem KURIER-Bericht im vergangenen Jahr für viel Aufregung sorgt. Der Niederösterreicher und sein Bruder halten auf ihren Äckern rund 500 Schweine, die in einem Zelt untergebracht sind.
Gutachten
Regenerative Landwirtschaft nennt sich das Projekt, das der Landwirt in seiner Heimatgemeinde durchziehen will. Dazu gehört eine mobile Schweine-Freilandhaltung, der Mist wird in weiterer Folge als natürlichen Dünger verwendet. Der Platz für die Tiere wird alle vier Monate gewechselt, die Ausscheidungen der Tiere werden von einer dicken Strohmatte aufgefangen.

Landwirt Andreas Hubmann
Doch die Bezirkshauptmannschaft St. Pölten hat massive Bedenken gegen diese Form der Unterbringung. Sie sieht das Grundwasser bedroht, weil Stickstoff ins Erdreich eindringen könnte. „Diese Rechtsansicht, die auf Gutachten eines Amtssachverständigen für Wasserbautechnik basiert, wurde auch durch das Landesverwaltungsgericht mehrfach bestätigt. Die Betreiber der Schweinehaltung haben sich an die Entscheidungen des Landesverwaltungsgerichtes folgerichtig auch zu halten“, heißt es.
Diese Aussage ist allerdings schon etliche Monate alt, durchgegriffen haben die Beamten allerdings noch nicht. Bis jetzt, denn für Mittwoch hatten sich BH-Mitarbeiter angekündigt, eine Räumung stand im Raum. „Passiert ist aber nichts“, sagt Hubmann. Gemeinsam mit Aktivisten des Vereins gegen Tierfabriken (VGT) hatte er auf die BH-Mitarbeiter bereits gewartet, doch bis auf ein paar Polizisten in Zivil tauchte niemand auf. „Da bekommt man einen eingeschrieben Brief und dann findet der Termin ohne Begründung nicht statt“, zeigt sich Hubmann verwundert.
Forschungsprojekt
Zu einem Treffen mit der Behörde soll es dennoch kommen. Denn die BH hat kommende Woche Professoren der Boku eingeladen, die sich in einem Forschungsprojekt mit der mobilen Schweinehaltung und den möglichen Auswirkungen auf die Umwelt in Gerersdorf nun auseinandersetzen. Dafür wäre zumindest eine temporäre Genehmigung für den Schweinebetrieb notwendig. Ob diese ausgestellt wird, ist allerdings noch offen.
➤ Alle Nachrichten aus St. Pölten jeden Freitag im Postfach mit dem KURIER St. Pölten-Newsletter
Kommentare