Hausdurchsuchung in St. Pölten: Wollte Feuerwehrmann Bombe bauen?
Der Zugriff verlief unbemerkt von der Öffentlichkeit. Nachdem Mitarbeiter des Verfassungsschutzes den 28-Jährigen abgeführt hatten, machten sich die Fahnder daran, seine Wohnung in St. Pölten zu durchsuchen.
Die Beamten wurden fündig.
Polizei: Material für den Bau einer Bombe
Sie entdeckten in den Räumlichkeiten des Irakers mehrere Kanister, Nitro-Verdünnung aus dem Baumarkt und rund 70 abgeriebene Streichholzköpfe. Das Material, so die Meinung der Polizei und der Staatsanwaltschaft St. Pölten, hätte der Verdächtige dafür gesammelt, um eine Bombe zu bauen.
Eineinhalb Jahre sind seit der Aktion in der Landeshauptstadt bereits vergangen, der mutmaßliche Täter sitzt nach wie vor in Untersuchungshaft. Laut seinem Anwalt Martin Engelbrecht bestreitet er die Vorwürfe.
Diese sind allerdings massiv. Der Iraker, der auch als Feuerwehrmann in St. Pölten aktiv war, soll sich an der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) beteiligt haben. Laut Anklage soll er auf Facebook Mitglied von einschlägigen Gruppen gewesen sein und persönlich Kontakt zu IS-Sympathisanten gesucht haben.
"Sonntagszusammenkünfte" von IS-Fans
In diesem Zusammenhang ist einmal mehr die Rede von jener Wohnung in St. Pölten, die von IS-Fans und Radikalisierten frequentiert wurde. Auch der Attentäter von Wien, Kujtim F., war hier einst zu Gast, um an den sogenannten "Sonntagszusammenkünften" teilzunehmen. Der 28-Jährige, dem am kommenden Montag der Prozess gemacht wird, soll in der Wohnung ebenfalls gesichtet worden sein, heißt es. Er soll von Fahndern observiert worden sein.
Die Ermittler gehen zudem davon aus, dass der Mann auch Teil jener Gruppe (ein Afghane wurde bereits nicht rechtskräftig zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt, Anm.) war, die in den frühen Morgenstunden des 12. August 2019 einen Brandanschlag auf die FPÖ-Zentrale in der Purkersdorfer Straße verübt hatte.
Auf einer Flasche, die als Molotowcocktail umfunktioniert wurde, konnte eine DNA-Spur des Irakers sichergestellt werden. Auch diesen Vorwurf streitet der Beschuldigte ab.
Zehn Jahre Haft drohen
Ob der 28-Jährige tatsächlich schuldig ist, muss am Montag das Gericht klären. Zu Wort kommen werden unter anderem ein Sprengstoffexperte, ein anthropologisches Identitätsgutachten wird ebenfalls Thema sein. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Mann bis zu zehn Jahre Haft.
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