Andrang bei Schuldnerberatung "so hoch wie nie zuvor"

Präsentation Bilanz Schuldnerberatung NÖ
Die Durchschnittsverschuldung lag 2023 bei 74.155 Euro. Vor allem junge Frauen kommen in finanzielle Turbulenzen.

Viele der Betroffenen, die bei der niederösterreichischen Schuldnerberatung Hilfe beantragen, konnten sich vor einigen Jahren gar nicht vorstellen, einmal in dieser misslichen Lage zu sein. Die Beratungsgespräche, und dabei vor allem jene, die zum ersten Mal Hilfe heranziehen, werden zwar immer mehr - mit der Durchschnittsverschuldung von 74.000 Euro sind das aber immerhin 8.000 Euro weniger als im Jahr davor, betont Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP). 

In den niederösterreichweit fünf Beratungsstellen wurden 460 Klienten pro Mitarbeiter betreut. Mit mehr als 7.900 Gesprächen sei man dabei mittlerweile auch an der Kapazitätsgrenze angekommen, sagt Geschäftsführer Michael Lackenberger.

Der Andrang sorgt für Wartezeiten: wer heute einen Termin ausmacht, bekommt erst im Juni oder Juli einen Termin. Dass mehr Leute zur Beratung kommen, könnte aber auch ein Indiz dafür sein, dass die Schuldnerberatung mittlerweile mehr Bekanntheit erlangt hat im Land, betonen die Verantwortlichen.

"Häuslbauen" als Schuldenfalle

Die Teuerungswelle wirkt sich auf alle Menschen aus, aber ganz besonders auf einkommensschwache Betroffene, erklärt Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) in Zahlen. Vor allem junge Menschen tappen immer wieder in die Schuldenfalle, eine Person, die Hilfe suchte, sei erst 18 Jahre alt gewesen, die älteste 87, wurde berichtet. 

Viele "Häuslbauer" kommen "unverschuldet" in eine prekäre Lage, insofern, da sich die Rückzahlungsraten bei einem Eigenheim in den vergangenen Jahren drastisch erhöht haben. Es habe aber seitens der Regierung schon viele Maßnahmen gegeben, die diese Teuerung zumindest abfedern, bemerkte Teschl-Hofmeister. Aber: "Wir sind aber noch lange nicht, wo wir einmal waren."

"Über Geld muss geredet werden"

Bei Jüngeren sei neben der Arbeitslosigkeit das Handy eine der Verschuldensfallen, weiß Lackenberger. Der Grund: Am Handy shoppen ist mittlerweile rund um die Uhr leicht möglich.

Für Königsberger-Ludwig sei gerade das Tabu "übers Geld zu reden" eines, das gebrochen werden muss. Das würde auch indirekt die Einkommensschere zwischen Mann und Frau schmälern, wenn nicht mehr klar die Finanzkompetenz als reine Männersache gedacht wird. 

Gemeinsam mit der Arbeiterkammer Niederösterreich wurde auch das Schulprojekt des "Finanzführerscheins" eingeführt, der junge Menschen "geldfit" machen soll und sie aufklärt. Ein Wunsch ist es derzeit noch, dass dieses Pilotprojekt vereinheitlicht ausgeweitet in den Schulen Einzug findet. 

 

Wie kommt man aus der Verschuldung raus

Welche Wirkungen zeigen nun die Maßnahmen der Schuldenberatung? Das möchte Geschäftsführer Lackenberger in diesem Jahr zum ersten Mal messen. Das Angebot der Schuldnerberatung sei divers. Das „Betreute Konto“ unterstütze vor allem  Menschen , „die Schwierigkeiten haben, Zahlungsprioritäten richtig einzuschätzen“. "Es verhindert das Abrutschen in die Obdachlosigkeit", so der Geschäftsführer. 

Über sämtliche Buchungen erhalten die Klienten ein SMS und ein E-Mail, im Vorjahr waren es 636.000 SMS und 15.480 Überweisungen mit einem Volumen von 2,3 Millionen Euro, die die Mitarbeiter getätigt hatten. 
 

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