Keine Herberge für das Wachauer Laberl in Dürnstein

Bäckerei-Chefin Barbara Schmidl
Der Gemeinderat stimmte überraschend gegen die Umwidmung eines Grundstücks für Bäckerei-Neubau.

Auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück für den Neubau der Traditionsbäckerei Schmidl in Dürnstein – bekannt für die weltberühmten Wachauer Laberl – müssen die Chefin und ihre Belegschaft einen Rückschlag verkraften. SPÖ, FPÖ und drei ÖVP-Mandatare stimmten mithilfe eines Dringlichkeitsantrags mehrheitlich gegen die mögliche Umwidmung eines aussichtsreichen Geländes in der Nähe der Domäne Wachau. Selbst der Bürgermeister war nicht eingeweiht. Während die Chancen, eine neue Betriebsfläche in der Heimatgemeinde zu finden, schwinden, bringt sich eine andere Wachauer Kommune ins Spiel.

Wie der KURIER berichtete, sucht Bäckerei-Chefin Barbara Schmidl seit mindestens zwei Jahren ein Grundstück, um eine moderne Backstube mit ausreichend Platz für ihre 67 Mitarbeiter zu errichten. Der Betrieb mitten in der Dürnsteiner Altstadt platzt aus allen Nähten. Die Belegschaft wandte sich sogar mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit und bat die Politik, bei der Suche zu helfen. „Wir (...) schreiben Ihnen, weil wir Angst um den Fortbestand unseres Unternehmens haben“, hieß es darin.

Schockstarre

Geschockt reagierte jetzt die Chefin auf den überraschenden Mehrheitsbeschluss im Gemeinderat. „Vor wenigen Wochen stimmten noch alle Mandatare dafür, dass sie uns unterstützen wollen und jetzt sind plötzlich viele umgefallen“, ärgert sich Barbara Schmidl, die nun sogar überlegt, mit ihrem Unternehmen die Gemeinde zu verlassen.

Den Deal mit dem Dringlichkeitsantrag hatte Emmerich Knoll, Vizebürgermeister (ÖVP) und Winzer, eingefädelt. „Wir sind der Ansicht, dass dieses Grundstück als Bauland nicht geeignet ist. Es handelt sich dabei um einen wertvollen Weingarten, der Existenzgrundlage unserer Winzer ist“, sagt Knoll und spricht einen von vier Kritikpunkten an. Damit greift er dem Land NÖ, das derzeit zwei Grundstücke im Bezug auf die Machbarkeit des Bauprojekts überprüft, vor.

Befürchtung

Bürgermeister Johann Riesenhuber (ÖVP) zeigt sich selbst überrascht: „Unsere Winzer hatten offenbar die Befürchtung, dass die Sachverständigen des Landes das Gelände für den Neubau als zu gut bewerten.“ Er akzeptiert den Deal und verspricht, dass er sich weiterhin für ein Grundstück in der Gemeinde einsetzt. „Eine Möglichkeit gibt es noch. Ich werde bis zum Schluss dafür kämpfen“, so Riesenhuber. Die Abwanderung würden 60.000 Euro Kommunalsteuer kosten.

Unterdessen reagiert eine andere Gemeinde in der Wachau. Die Verantwortlichen aus Rossatz-Arnsdorf haben ein Grundstück zur Prüfung beim Land Niederösterreich bekannt gegeben. Womöglich eignet sich ein Areal in Rossatzbach als Alternativstandort für die Bäckerei.

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