Rotes "Urgestein" geht in Pension

Der zurückgetretene Traiskirchner Langzeit-Bürgermeister Fritz Knotzer (L.) und sein designierter Nachfolger Andreas Babler
Nach 29 Jahren als Bürgermeister trat Fritz Knotzer zurück. Andreas Babler folgt nach.

Als Fritz Knotzer Bürgermeister von Traiskirchen wurde, war Rudolf Kirchschläger noch Präsident, Fred Sinowatz Kanzler und der Weinskandal das wirklich bestimmende Thema: 1985. 29 Jahre später und wenige Tage bevor er am 4. Mai seinen 70. Geburtstag feiert, gab Knotzer gestern seinen Rücktritt bekannt. Schon im Herbst 2013 hatte er seinen bisherigen Amtsleiter und Stadtrat Andreas Babler als Nachfolger vorgeschlagen. Am Abend zuvor hatten ihn die SPÖ-Gemeinderäte einstimmig als Bürgermeisterkandidat abgesegnet. Bei 27 von 37 Mandaten ist die Wahl am Dienstag Formsache. "Die Weichen wurden schon vor einiger Zeit gestellt, es wird einen reibungslosen Übergang geben", so Knotzer.

Es sind 29 bewegte Jahre, die hinter dem gelernten Einzelhandelskaufmann Knotzer und seiner Stadt liegen. Mit zehn Innenministern musste er sich zusammen streiten, wenn es um das Erstaufnahmezentrum für Asylwerber ging – von Karl Blecha bis Johanna Mikl-Leitner. Verbindlich im Ton, aber hart in der Sache legte er sich dabei auch mit Genossen an. Vor große Herausforderungen wurde Traiskirchen in den letzten Jahrzehnten auch durch den Niedergang der Industrie gestellt – allen voran das lange Sterben der Produktion im Semperit-Werk. "Da habe ich gesehen, wie ohnmächtig die Politik sein kann", bleibt ein bitterer Nachgeschmack.

Für Knotzer fällt die Bilanz trotzdem positiv aus. Mit den Gewerbezentren Süd und Nord wurden fast 3000 neue Arbeitsplätze geschaffen, die Initiative zweier Unternehmer sorgt dafür, dass derzeit auch das Semperit-Gelände wiederbelebt wird. Hinzu kommen rund 1000 neue Wohnungen und eine seit Jahren positive Geburtenbilanz. "Sanftes Wachstum", so Knotzer, hat die Bevölkerung seit 1991 von 13.800 auf knapp 18.000 Einwohner steigen lassen.

"Er ist sehr verantwortungsvoll mit der Stadt umgegangen. Wir werden den Weg, den er eingeschlagen hat , weiter gehen" , streut Nachfolger Babler Rosen. Anerkennung kommt aber auch von Landeshauptmann Erwin Pröll, in dessen Landesregierung Knotzer von 1999 bis 2003 saß: "Ein Urgestein sozialdemokratischer Kommunalpolitik im positiven Sinn."

Mit "Rat und Hilfe" will Knotzer seinem Nachfolger weiter zur Verfügung stehen. Vor allem aber will er zwei Dinge: "Zeit mit meiner Familie verbringen und endlich meinen Bibliotheksausweis richtig ausnützen können."

KURIER: 29 Jahre war Fritz Knotzer Bürgermeister – große Fußstapfen, in die Sie zu treten haben.Andreas Babler: Fritz Knotzer ist ein Unikat und ich bin ihm auch persönlich zu Dank verpflichtet. Er ist sehr verantwortungsvoll mit der Stadt umgegangen. Ich habe großen Respekt vor dieser Aufgabe, mein Vorgänger hat mich aber auch sehr gut darauf vorbereitet.

Knotzer hat auch parteiinterne Konflikte ausgefochten, Sie haben zuletzt auf dem Parteitag Werner Faymann Ihre Stimme verweigert. Eine Ähnlichkeit?Ich bin ein Kind der Semperit-Stadt, bin in der Arbeiterbewegung sozialisiert worden. Natürlich hat mich auch die Zeit in der SJ gelehrt, Dinge kritisch zu hinterfragen. Aber ich denke schon, dass uns die Geradlinigkeit verbindet. Eine eigene Meinung zu haben und zu vertreten.

Die Semperit und das Erstaufnahmezentrum für Asylwerber haben das Bild der Stadt geprägt. Wodurch soll sie sich in Zukunft definieren?

Wir wollen den Ruf als Sozialstadt festigen und auch größten Wert auf den Umweltschutz legen. Traiskirchen soll eine lebenswerte Stadt sein. Und – ganz wichtig – eine Stadt für Kinder.

Ihr Vorgänger meint, als Bürgermeister sei man locker 40 von 52 Wochenenden im Dienst. Überlegt man sich’s da nicht noch einmal?Das bin ich schon gewohnt. Das Amt wird eine Herausforderung – aber von der Zeit her am wenigsten.

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