Rote Bastion ist zerbröselt
Es ist der Tag danach, es herrscht Katerstimmung. "Ich habe kaum geschlafen", sagt Bürgermeister Wolfgang Luftensteiner mit gebrochener Stimme. Der 25. Jänner 2015 wurde zum Schicksalstag für den 60-Jährigen. Es war der Tag, an dem die SPÖ die jahrzehntelange Vorherrschaft in Altlengbach, Bezirk St. Pölten, verlor. Mit dieser heftigen Watsche hat er wohl nicht gerechnet.
Zwei Mandate haben die Roten verloren, die Schwarzen zwei dazugewonnen. Jetzt herrscht zwischen den beiden Parteien eine Pattstellung, prozentuell gesehen liegt die ÖVP aber vorne. Zum Königsmacher könnten nun die Freiheitlichen um Wilhelm Singer werden, die einen Sitz im Gemeinderat haben.
"Wir werden aber eher nicht mit den Blauen zusammengehen", sagt Luftensteiner, der über seine persönliche Zukunft noch keine Auskunft geben kann. "Jetzt kann es sein, dass ich plötzlich auf der Straße stehe. Die Situation ist sehr, sehr bitter. Und das, obwohl die Gemeinde so gut geführt wird, wie uns auch Fachmagazine bestätigt haben."
ÖVP-Obmann Michael Göschelbauer steht schon als Nachfolger in den Startlöchern. "Selbstverständlich stellen wir den Anspruch auf das Amt des Bürgermeisters", heißt es aus der regionalen ÖVP-Zentrale. Ob es einen Pakt mit den Blauen geben wird, steht noch nicht fest. Bei den Freiheitlichen will man sich noch in den Gremien beraten. Für die Schwarzen könnte es deshalb noch ein teurer Sieg werden, wenn die Blauen Forderungen stellen.
Zum Stolperstein Luftensteiners wurde die teils sehr heftig geführte Diskussion über die geplante Apotheke im neu errichteten Ortskern von Altlengbach. Davon wäre Gemeindearzt Günther Malli betroffen gewesen, weil Ärzte im Umkreis von vier Kilometern keine Hausapotheke mehr haben dürfen. "Es wurde gegen mich eine Hetzkampagne geführt. Schlussendlich wussten die Leute schon gar nicht mehr, wen sie wählen sollen. Ich bin enttäuscht und sprachlos."
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