Rosen für niedrigere "Tamponsteuer"

Die Schüler haben sich ganz dem Projekt „Tamponsteuersenkung“ verschrieben
Mit Unterschriftenaktionen machen Jugendliche der HAK Baden auf Ungerechtigkeiten aufmerksam.

"Darf ich Ihnen eine Rose geben?", fragt Lisa-Marie Mark. Die ältere Dame, die ihr gegenüber steht, fängt an zu lächeln und streckt ihre Hände aus. Lisa-Marie und ihre Mitschülerinnen, an roten Bandanas in den Haaren erkennbar, sind am Donnerstagvormittag in der Innenstadt von Baden unterwegs gewesen. Die Blumen sind aber anlässlich des Internationalen Frauentages nicht ihr einziges Anliegen. "Wir setzen uns dafür ein, dass die Steuer auf Tampons von 20 auf zehn Prozent herabgesetzt wird", sagt Lisa-Marie. Damenhygieneartikel sind in Österreich nämlich nicht – wie andere Güter des täglichen Bedarfs – mit zehn Prozent, sondern mit 20 Prozent versteuert. Und gelten damit als Luxusgut wie Champagner.

Während eine österreichische Drogeriekette am Frauentag minus 25 Prozent auf Wasch- und Reinigungsmittel anbietet, setzt sich die 2a der Handelsakademie Baden nicht nur für die Senkung der Umsatzsteuer ein, sondern sie klärt auch über gesunde, nachhaltige Damenhygieneprodukte auf. "Die Reaktionen sind durchaus positiv. Die meisten sind sehr interessiert und überrascht, weil sie nicht wussten, dass die Artikel mit 20 Prozent besteuert sind", sagt die Schülerin Lea Wöhrer.

Auch Thomas Stolz ist an diesem Vormittag in der Innenstadt unterwegs und bleibt interessiert stehen. Nachdem er sich alles angehört hat, unterzeichnet er die Unterschriftenliste, die die Schülerinnen und Schüler führen. "Ich finde es cool, dass das in die Öffentlichkeit getragen wird. Ich bin selbst Sexualpädagoge und begrüße alle Maßnahmen, bei denen sich Frauen und insbesondere junge Frauen, mit ihren Körpern auseinandersetzen", sagt der 25-Jährige. "Hygieneartikel sind ein Grundbedürfnis für jede Frau, sie sucht sich ja nicht aus, ob sie sie benutzen will oder nicht", sagt auch die Passantin Ulrike Sieder.

Erdbeerwoche

Die 21 Mädchen und drei Burschen der Klasse beschäftigen sich mit dem Projekt schon seit Schuljahresbeginn. Die Idee hatte ihre Lehrerin Heidemarie Wimmer-Holzer.

"Ich habe die Gründerin der Plattform ‚Erdbeerwoche’, Bettina Steinbrugger, kennengelernt und das Thema mit der Steuersenkung hat mich sofort gefesselt", erzählt Wimmer-Holzer. "Erdebeerwoche" setzt sich seit einigen Jahren für die Aufklärungsarbeit in Schulen und die Umsatzsteuersenkung ein. Die 2a verschrieb sich im Rahmen des Unterrichtsfachs "Business Behaviour" dem Thema und setzte sich zum Ziel, Unterschriften für die Senkung zu sammeln. "In anderen Ländern hat die Politik reagiert – in Frankreich wurde die Steuer gesenkt, in Kanada gibt es Binden und Tampons sogar steuerfrei", sagt Wimmer-Holzer.

Am Nachmittag des Internationalen Frauentags ist die 2a auch im Rathaus Wien mit einem Stand vertreten gewesen. "Dort haben sie auch Besuch von der ehemaligen Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek bekommen und sich mit anderen Frauenorganisationen vernetzt", sagt Wimmer-Holzer. Mit ihrem Anliegen hat sich die 2a bereits für den "Changemaker"-Award der Initiative für Teaching Entrepreneurship und der Rotary Foundation qualifiziert.

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