„Robo-Winzer“: Neue Zeiten im Weingarten

Zusammenfassung
- Erster Weinbau-Roboter Österreichs arbeitet autonom und emissionsfrei im Weingut Stift Klosterneuburg.
- Bakus reduziert Bodenverdichtung und fördert Biodiversität, indem er Traktoren ersetzt und umweltfreundlich betrieben wird.
- Weingut strebt Bio-Zertifizierung an und kombiniert biologische Landwirtschaft mit moderner Technik zur nachhaltigen Produktion.
Etwas ungewöhnlich schaut er schon aus, der neueste Mitarbeiter im Weingut von Stift Klosterneuburg. Aber er ist sehr fleißig, erledigt seine Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit, arbeitet stundenlang ohne Pause durch und beschwert sich auch nicht über Hitze oder Kälte. Was da leise summend in der Riede Hengsberg in Klosterneuburg unterwegs ist, ist ein Weinbau-Roboter. Und zwar der erste seiner Art in ganz Österreich.

Der Roboter ist elektrisch und autonom unterwegs
Sein Name ist Bakus und er kommt aus Frankreich. Der Roboter übernimmt Arbeiten, die bisher von Menschen mit Traktoren erledigt werden mussten: er lockert den Boden, kann in den Gassen zwischen den Weinstöcken mähen, Laub schneiden und aufräumen.
„Für unser Weingut beginnt damit nun eine neue Ära“, sagte Weingutsleiter Peter Frei. „Wir investieren damit in die Zukunft. Wir haben viele Mitarbeiter, aber etliche gehen bald in Pension und es ist schwer, Leute zu finden“.
Elektrisch und autonom
Einmal „angelernt“ arbeitet der Roboter völlig autonom und fährt sogar nach seinem Tagewerk selbst zur Ladestation. „Denn er arbeitet völlig emissionsfrei und wird zu 100 Prozent mit Strom betrieben“, sagt „Bakus“-Generalimporteur Thomas Beisteiner.
Nicht nur deshalb leiste der selbstfahrende Weinbau-Roboter einen Beitrag zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks: Durch sein im Vergleich zu einem Traktor geringes Gewicht wird die Bodenverdichtung minimiert und die Biodiversität erhalten. Einmal aufgeladen ist er rund zehn Stunden unterwegs. Und das wegen seiner Geräuscharmut sogar nachts.
Viele Möglichkeiten
Von Frankreich bis Australien sind rund 250 derartige Maschinen des französischen Unternehmens Vitibot im Einsatz. Nach vielversprechendem Start sollen insgesamt vier der jeweils rund 250.000 Euro teuren Roboter auf den Weingärten des Stifts in Tattendorf (Bezirk Baden) Verwendung finden. Weingutleiter Frei sieht auch schon weitere Möglichkeiten: „Die Roboter könnten mit Kameras und KI ausgestattet werden, um frühzeitig Anzeichen von Krankheiten zu erkennen. Darauf kann man dann rasch und punktuell reagieren.“

Der Roboter reagiert auf Hindernisse und bleibt dann stehen
Was auch wichtig ist, weil beim Stift nicht nur mit dem Roboter neue Zeiten anbrechen, sondern auch mit der Umstellung auf bio. „Gerade in der modernen Zeit, mit ihren Herausforderungen und dem Klimawandel, ist uns Nachhaltigkeit ein ganz besonders wichtiges Anliegen“, erklärte Prälat Anton Höslinger, Propst des Augustiner-Chorherrenstiftes Klosterneuburg. Der Vertrag mit Bio Austria ist unterzeichnet, der Weg für eine vollständige Bio-Zertifizierung ab 2028 ist geebnet. „Wir haben uns gefragt, ob und wie das zusammen passt. Einerseits die Umstellung auf biologischen Anbau und andererseits die Integration modernster Technik“, sagt Frei.

Stießen auf die Innovationen an: Weingutsleiter Frei, Bio-Austria-Obmann Klingenbrunner, Bio-Austria-Bundesobfrau Riegler und Propst Höslinger
Modern und bio
Es passt, betont Walter Klingenbrunnner, Bio-Austria-Obmann Wien und Niederösterreich: „Bio ist ja nicht Arbeiten wie in alten Zeiten. Die Biolandwirtschaft arbeitet nach den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft. Dadurch können wir auch die gesündesten Lebensmittel liefern“.
Auch Bio-Austria-Bundesobfrau Barbara Riegler ist von den Vorteilen überzeugt: „Das Stiftsweingut Klosterneuburg zeigt, dass moderne Landwirtschaft und Nachhaltigkeit vereint werden können. Biologische Landwirtschaft bedeutet einen respektvollen Umgang mit der Natur. Moderne Hilfsmittel sind dabei sehr hilfreich“.
Und sie ist überzeugt, dass das Beispiel Schule machen wird. „Als die ersten Melkroboter vorgestellt wurden, waren viele skeptisch. Heute ist das ganz normal.“ Das glaubt auch Reinhard Eder, Direktor der HBLA für Wein- und Obstbau: „Winzer ist ein harter Job, die körperliche Arbeit wollen sich immer weniger antun. Der Weinbau-Roboter ist eine perfekte Unterstützung um den Arbeitskräftemangel auszugleichen“.
Bakus ist die Aufregung um seine „Person“ egal, er arbeitet einfach weiter und zieht seine Bahnen durch den Weingarten.
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