Rauer Wind statt Hüttengaudi

Hugo Arnof und seine Frau Bozena betreiben das Pinkenkogelhaus
Trotz guter Zahlen kämpfen Betreiber von Schutzhütten ums wirtschaftliche Überleben.

Hitzesommer, goldener Herbst, Trendsport Wandern: Österreichs Hüttenwirte verzeichneten in den vergangenen Monaten Rekordbesucherzahlen – und doch kämpfen viele ums Überleben. Behördliche Auflagen machen das Leben in den Bergen noch beschwerlicher.

"Es ist doch ein Unterschied, ob ich ein Gasthaus im 13. Bezirk in Wien habe oder eine Schutzhütte auf fast 1300 Meter Höhe", schüttelt Hugo Arnhof den Kopf. Dem ehemaligen Stadtmenschen nimmt man den Hüttenwirt dank Rauschebart auch optisch ab. Beim Thema Auflagen kann er sich in Rage reden. Schon von 2010 bis 2011 hat er das Pinkenkogelhaus am Semmering betrieben. Seit Mai 2015 ist das Haus im Grenzgebiet wieder geöffnet – ganzjährig. Im Sommer bewirtet Arnhof Wanderer, im Winter Tourengeher.

Zuschussbetriebe

Für die Forderung nach einer Nirosta-Küche hatte Arnhof noch Verständnis. Schon weniger für die neue Eingangstür: "Der Zugang zum Gästebereich war angeblich nicht ausreichend von jenem zum Wohnbereich getrennt." Eine neue Schank, musste er auch einbauen und neue WC-Anlagen – trotz der geringen Kapazität. "Es hat sich nie jemand beschwert", so Arnhof.

Hütten in Privathand sind die Ausnahme. Rund 150 werden von den Naturfreunden betrieben, größter Träger ist mit 235 der Alpenverein. Steigerungsraten bis zu 15 Prozent, 350.000 Nächtigungen verzeichnete der im Sommer. Trotzdem sind 80 Prozent der Alpenvereinshütten Zuschussbetriebe. Vier Millionen Euro gibt der Alpenverein jährlich für sie aus, 2,46 Millionen kommen von der öffentlichen Hand.

"Die positiven Zahlen dürfen nicht davon ablenken, dass es immer schwieriger wird", meint Peter Kapelari vom Alpenverein. Die Kosten für bauliche Maßnahmen seien im alpinen Gelände zweieinhalb Mal so hoch wie in der Stadt. Auch die Versorgung mit Trinkwasser und Elektrizität ist teurer als im Tal.

"Die behördlichen Auflagen sind bei uns ein Dauerthema. Wenn ich heute eine Hütte neu bauen würde, müsste sie um ein Drittel größer sein als bestehende, um alle Vorgaben erfüllen zu können", so Kapelari. Teilweise werde die Kritik auch erhört: Ab 2016 soll etwa der automatische Feueralarm nicht mehr vorgeschrieben sein. "Bis die Feuerwehr kommt, ist die Hütte niedergebrannt", meint Kapelari, "da ist es wichtiger vor Ort vernünftige Evakuierungspläne zu haben."

90.000 Euro

Rund 90.000 Euro hat Hüttenwirt Arnhof in sein Pinkenkogelhaus investiert. Fördergelder bekommt er keine – trotzdem will er nicht aufgeben. "Auch wenn das bedeutet, dass wir hier drin stehen werden, bis wir irgendwann einmal zu alt dafür sind und nicht mehr können."

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