Ramadan in Traiskirchen: "Yalla! Yalla!", "Geht scho’!"

Schlange vor dem Haus des Kulturvereins
Türkisch-Islamischer Kulturverein speist täglich bis zu 1800 Asylwerber nach Sonnenuntergang.

Eine Stunde vor Sonnenuntergang wird die Schlange beim türkisch-islamischen Kulturverein in Traiskirchen länger und länger. Hunderte stehen an fürs gemeinsame Iftar, das abendliche Fastenbrechen im Ramadan. Seit 14 Jahren lädt der Verein die Menschen aus der nahen Betreuungsstelle ein. Obwohl auch dort auf den Fastenmonat Rücksicht genommen wird, kommen sie in Scharen.

"In den vergangenen Jahren kamen um die 800, heuer waren es auch schon 1800. Darunter auch viele Christen", meint Obmann Erdal Kaymaz. Die Überbelegung im "Lager" spiegelt sich auch hier. Zeit zum Zählen bleibt zwar keine – aber die Zahl der ausgegebenen Getränkedosen ist evident.

Koch Isa Kiris zählt den Bedarf eines durchschnittlichen Tages auf: 70 Kilogramm Reis, genauso viel Hühnerfleisch, mehrere Steigen Melanzani, 40 Kilo Kartoffeln und 15 Kilo Linsen. Dazu 300 Fladenbrote. Sieben Stunden steht er täglich in der kleinen, heißen Küche. "Anstrengend. Ich halte den Ramadan selbst ein", meint er. Heißt: Frühstück morgens um drei, Abendessen um 21 Uhr. Dazwischen nichts, auch kein Wasser.

Kiris ist einer von rund 40 Helfern, ohne die das organisatorische Bravourstück jeden Abend unmöglich wäre. Noch bis 17. Juli sind sie im Einsatz: Mitglieder des Vereins, Menschen aus der Stadt, Flüchtlinge aus dem Lager. "Ich wollte eigentlich nur eine Spende vorbeibringen", erklärt Norbert Ciperle, SPÖ-Gemeinderat in Traiskirchen. Jetzt kümmert er sich mit ein paar Burschen aus Somalia um den Abwasch.

Keine Vorfälle

Viele Sprachen werden hier gesprochen. Bei den Gästen, die aus über 20 Nationen kommen. Und bei den Helfern – ob "Yalla! Yalla!" und "Geht scho’, weida!", man versteht sich.

Zehn Ordner sorgen für den reibungslosen Ablauf. Die Polizei bestätigt, dass trotz des täglichen Andrangs Zwischenfälle ausbleiben. Auch die vielen jungen Burschen stellen sich artig an und warten geduldig, während Familien mit Kindern vorgelassen werden. "Fasten heißt auch Selbstbeherrschung", meint der gebürtige Mödlinger Kaymaz

Seit zwei Jahren ist er Obmann des Vereins, der auch abseits des Ramadan Anlaufstelle für Muslime aus der Betreuungsstelle ist. "Aber der Fastenmonat ist natürlich ein Monat besonderer Fürsorge."

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