Prozess: Waggon tötete Autofahrer

Leopold L. hatte keine Chance. Sein Auto wurde von dem 25 Tonnen schweren Fahrzeug völlig demoliert
Ein Familienvater musste sterben, weil sein Auto von einem führerlosen Waggon zermalmt wurde. Der Verschubleiter weist jede Schuld von sich.

Leopold L. hatte keine Chance. Der zweifache Familienvater aus dem Mostviertel musste sterben, weil sein Auto von einem 25 Tonnen schweren Geister-Waggon zermalmt wurde. Das Unglück passierte auf einem Bahnübergang in Wieselburg im Bezirk Scheibbs, die Schrankenanlage war nicht geschlossen. Ein führerloser Schotter-Waggon wurde L. zum Verhängnis.

Zwei Jahre nach dem schrecklichen Unfall muss das Gericht nun klären, wer die Schuld an dem Tod des 55-Jährigen trägt.

Geht es nach der Staatsanwältin, dann hat ein 62-jähriger Deutscher den Tod des Autofahrers zu verantworten. Er war an dem Tag als Verschubleiter auf einer Baustelle in Mühling im Einsatz. Da passierte das Unglück: Weil er einen Klemmkeil zu lose angezogen haben soll, setzte sich ein Schotterwaggon im Bewegung, rollte zwei Kilometer weit und rammte in Wieselburg den Wagen.

Kritik

Der Angeklagte streitete die Vorwürfe allerdings ab. Und Gabriele Herberstein, seine Rechtsanwältin, übte in ihrem Eröffnungsplädoyer vor allem scharfe Kritik an den Bundesbahnen: "Die ÖBB wollen die Verantwortung des Unfalls auf eine Einzelperson abschieben."

Es seien die dort verwendeten Arbeitsmittel nicht nur schon seit Jahren verboten gewesen, der Beschuldigte sei auch nicht über die Neigungsverhältnisse in dem Streckenabschnitt unterrichtet worden.

Bis es ein Urteil geben wird, sind noch viele Fragen zu klären. Warum wurden die Waggons etwa durch einen Klemmkeil gesichert und nicht – wie üblich – durch einen Hemmschuh? Der 62-Jährige behauptet, er habe davor noch nie mit einem Klemmkeil gearbeitet. Es stellt sich aber auch die Frage, warum der Beschuldigte diesbezüglich keine Auskünfte bei seinem Vorgesetzten einholte – vertagt.

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