Im Drogenrausch 76-Jährige vergewaltigt: Acht Jahre Haft für 21-Jährigen

Zusammenfassung
- 21-Jähriger zu acht Jahren Haft nach versuchter Vergewaltigung einer 76-Jährigen in Traiskirchen verurteilt.
- Beide Täter waren unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen, was sie als Grund für ihre Tat angaben.
- Urteil für 28-Jährigen lautet fünfeinhalb Jahre Haft; beide Urteile sind nicht rechtskräftig.
Als sie den am Straßenrand geparkten Wagen bemerkte, konnte Gisela M. (Name von der Redaktion geändert) noch nicht erahnen, welche Tortur ihr bevorstehen würde. Mit ihrem Hund spazierte die 76-Jährige an diesem Samstagmorgen auf einem Feldweg bei Möllersdorf (Stadtgemeinde Traiskirchen) im Bezirk Baden. Gegen 9 Uhr fiel ihr der Pkw mit zwei Insassen auf. Was sie nicht wusste: die beiden - ein 21-jähriger Bosnier und ein 29-jähriger Kroate - hatten eine lange Nacht mit reichlich Alkohol und Drogen hinter sich. Und waren gerade dabei, noch eine letzte Line Kokain zu ziehen.
Schläge ins Gesicht
"Sie hat ins Auto hereingeschaut, da habe ich Panik bekommen, weil wir gerade Drogen genommen haben", erinnert sich der 21-Jährige am Montag am Landesgericht Wiener Neustadt an die Vorfälle des 30. Novembers 2024 zurück. Für das, was folgen sollte, kann er keine Erklärung liefern. Er sprang aus dem Fahrzeug, packte die Frau von hinten und zerrte sie in Richtung seines Wagens. Obwohl sich die 76-Jährige nach Leibeskräften wehrte und um Hilfe schrie, gelang es ihm, sie schließlich ins Fahrzeuginnere zu stoßen.
Dort versuchte er, die Frau zu vergewaltigen, zwang sie zu sexuellen Handlungen - während sein Freund am Beifahrersitz die Geschehnisse beobachtete. Noch immer setzte sich Gisela M. zur Wehr. "Sie hat mich im Gesicht erwischt, da habe ich einen Zorn auf sie bekommen und die Kontrolle verloren", schildert der 21-Jährige. Zweimal schlug er der Pensionistin ins Gesicht, fügte ihr Rissquetschwunden und Hämatome zu. Dann legte er sich auf sie. "Und da bin ich plötzlich irgendwie aufgewacht und habe mir gedacht: Was machst du da?", behauptet der vorbestrafte Arbeitslose. Er habe von seinem Opfer abgelassen und die Türe des Wagens geöffnet. In diesem Moment trafen bereits Polizisten am Tatort ein, die von einem Zeugen alarmiert worden waren.
"Wollten Sie sie umbringen?"
"Ich kann es mir bis heute nicht erklären, warum ich das gemacht habe", sagt der Angeklagte. "Es war ein Fehler und es tut mir leid." Als Grund kann er nur "Angst" nennen. "Aber wenn Sie Angst hatten, dass die Frau Ihren Drogenkonsum beobachtet hat und sie anzeigen könnte, warum zerren Sie sie dann in Ihr Auto?", will der Richter wissen. "Wollten Sie sie umbringen?" Das verneint der 21-Jährige - und wiederholt: "Ich kann es mir nicht erklären."
Das Opfer quälen bis heute Folgen des Übergriffs. Von "Alpträumen, Schlafstörungen, depressiven Verstimmungen und einer Veränderung ihrer Persönlichkeit" berichtet die Staatsanwältin, die eine Verurteilung der beiden Männer wegen Vergewaltigung und Nötigung fordert. Denn der 29-jährige Kroate soll der Frau nach der Gewalttat gedroht haben: "Wehe, du sagst irgendwas. Wenn du etwas sagst, werde ich dich finden, ich werde deine Familie finden und ihr werdet es bereuen."
"Mehr als zehn Biere und 30 Lines Kokain"
Beide Angeklagten beteuern, die Tat nicht geplant gehabt zu haben. Man habe die Nacht davor in einem Wiener Lokal mit Alkohol und Drogen verbracht, sei dann zunächst in die Wohnung des 28-Jährigen und danach weiter nach Traiskirchen gefahren - trotz angeblich mehr als zehn Bieren pro Person, einer Flasche Whisky und 30 Lines Kokain. "Und da konnten Sie problemlos Auto fahren?", ist der Vorsitzende verwundert. "Ja, das ist schon gegangen", sagt der 21-Jährige. Die ohnehin wenig glaubwürdigen Angaben werden durch einen Alkotest zusätzlich widerlegt, der kurz nach der Festnahme erfolgte: gerade einmal 0,7 Promille Alkohol im Blut des Bosniers wurden da gemessen. "Das ist sicher, weil ich davor schon eine Weile nichts mehr getrunken habe", mutmaßt dieser.
Warum man den Feldweg bei Möllersdorf als Ziel um 9 Uhr vormittags gewählt habe? "Weil ich den schon lange kenne und weiß, dass es da ruhig ist - wenig Leute und keine Polizei. Da bin ich früher mit meinen Großeltern spazieren gegangen."
Vom 29-Jährigen will der Richter wissen, warum er nicht eingegriffen und seinen Freund gestoppt habe. "Weil ich weiß, dass er immer eine lange Schere dabei hat und leicht aggressiv wird", lautet die Begründung. Im Übrigen habe er den Vorfall nicht genau mitverfolgt, sondern sei aufgrund seiner schweren Alkoholisierung am Beifahrersitz eingeschlafen, behauptet der Kroate.
Das Urteil, acht Jahre Haft für den 21-jährigen Bosnier, fünfeinhalb Jahre für den Kroaten, ist nicht rechtskräftig.
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