Prozess um totes Baby: Keiner will schuld sein

Mutmaßliche Täter vor Gericht
Vater soll in St. Pölten dreieinhalb Monate altes Kind misshandelt und getötet haben, auch die Mutter ist angeklagt.

Als Maximilian zwischen Leben und Tod schwebt und die Ärzte in St. Pölten verzweifelt versuchen, seine Atmung wieder in Gang zu setzen, sitzt seine Mutter in einem Kaffeehaus in Wien und trinkt mit ihren Freundinnen Wein und Tequila.

Sein Vater, Waldemar O., ist den Rettungskräften ins Spital gefolgt. Dort, so erinnert sich eine Medizinerin später, habe der gebürtige Pole vor allem großes Interesse am Röntgenbild seines Sohnes gezeigt. Der kleine Körper hat zu diesem Zeitpunkt schon viel mitgemacht. Massive Verletzungen an Armen und Beinen, Serienrippenbrüche, Prellungen und ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, ausgelöst durch stumpfe Gewalteinwirkung.

Maximilian, zu diesem Zeitpunkt gerade einmal dreieinhalb Monate alt, sollte die Nacht auf den 12. Februar 2017 nicht überleben.

Seit Mittwoch müssen sich die Eltern des toten Buben vor einem Geschworenensenat am Landesgericht St. Pölten verantworten. Der 31-jährige Vater ist wegen Mordes angeklagt, der Kindesmutter, 26, wird das Quälen und Vernachlässigen einer unmündigen Person vorgeworfen. Beide bekennen sich nicht schuldig.

Frühchen

Maximilian sei kein Wunschkind gewesen, erzählt die Mutter zu. Sie habe über eine Abtreibung nachgedacht, doch O. wollte das nicht. Am 29. Oktober 2016 brachte sie den Buben als Frühchen zur Welt. Als die beiden einen Tag vor Weihnachten das Spital wieder verlassen dürfen, ist Maximilian ein gesundes Kind.

Ab Mitte Jänner, so erzählen es die Angeklagten Richterin Andrea Humer, habe das Baby unaufhörlich geschrien. Klar ist, dass Maximilian zu diesem Zeitpunkt schon extreme Schmerzen gehabt haben muss. Unter anderem ist eine Rippe mehrfach gebrochen, jede Bewegung verursacht höllische Schmerzen. Einen Arzt suchen die Eltern dennoch nicht auf. Im Gegenteil: Wichtige Kontrolltermine im Krankenhaus sagt O. eigenmächtig ab, "weil es Probleme mit der Versicherung gab", wie er zu erklären versucht. Auch für die blauen Flecken am Körper des Buben haben die Eltern keine Erklärung.

Am 11. Februar, als die 26-Jährige mit Freunden in Wien feierte, wird sie von O. mit wütenden SMS bombardiert. Sie zeigen, dass der Pole mit der Situation völlig überfordert und diese möglicherweise außer Kontrolle geriet. Doch die Mutter des kleinen Maximilian fährt nicht nach Hause, um nach dem Rechten zu sehen. Sie feiert weiter. Der Gerichtsgutachter kommt zu dem Schluss, dass dem Baby in diesen Stunden die schweren Verletzungen zugefügt worden sein müssen, die schließlich zum Tode führten.

Der Prozess soll morgen fortgesetzt werden.

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