Prozess: Tante eingefroren, Pension kassiert

Prozess: Tante eingefroren, Pension kassiert
Mittelloser opferte sich für Verwandte auf. Als seine Tante starb, legte er sie in Kühltruhe und hob weiter ihre Rente ab.

Sie hat alle Tag‘ beim schlafen gehen gesagt ‘Danke, dass Du mi net in ein Heim steckst. ‘ Wenn Dir ein alter Mensch mit 87 Jahren so was sagt, bleibt Dir die Luft weg.“ Gerhard B. aus Neuhofen an der Ybbs ist mehr als die Luft weg geblieben. Der 48-Jährige offenbarte Dienstag als Betrugs-Angeklagter am Landesgericht St. Pölten ein Schicksal wie aus Ganghofer-Heimatromanen. B. hat seine Tante am 3. Juni 2011 in die Tiefkühltruhe gepackt und vier Monate Ihre Rente samt Pflegegeld (4120 Euro) kassiert. Nicht, weil er ein gerissener Gauner ist, sondern „ein armer Teufel mit einem verpfuschten, traurigen Leben“ wie sein Anwalt weiß.

B. ist blitzgescheit. Handelsschule, dann HAK, parliert Englisch und Französisch. Seine Mutter knechtete ihn moralisch an die Kleinlandwirtschaft. „Sie war gefühlskalt. Hat mi nach dem Führerschein kein Auto kaufen lassen und mir eine Freundin verboten, damit i net vom Hof fort komm‘“.

B. ersetzte Traktor und Knecht. „Es war Arbeit von früh bis spät.“ Er hatte weder Einkommen, noch Sozialversicherung. Als Mutter nach aufopfernder Pflege tot war, betreute er jahrelang die bettlägerige Tante. Bis zum „Badetag“, als die Frau leblos vom Stuhl fiel. „Sie wird doch net gestorben sein, um Gottes Willen“ habe er sich gedacht.

Scheintot 

„Was ist da in Ihnen vor gegangen?“ fragt Richter Helmut Weichhart. Angeklagter: „Furchtbar. Traurig. Ich hab ein paar Stunden gewartet, weil ich sicher sein wollt‘, dass sie net scheintot ist und sie dann in die Tiefkühltruhe gelegt.“

Und dann? „Das war eine sehr unangenehme Situation, ein enormer Druck. I hab nix essen können und mi net baden, weil die Tiefkühltruhe im Bad gestanden ist.“ B. stand mittellos da und zapfte Tantes Pension ab, bis ein Verwandtenbesuch im September alles platzen ließ.

„Ich möcht‘ um ein mildes Urteil bitten“ erklärte B.. Der Richter lässt außerordentliche Milderungsgründe gelten. „Da fällt dem Staat wirklich kein Stein aus der Krone.“ Drei Monate bedingte Haft- nicht rechtskräftig. B. ist froh. „Danke, Herr Rat.“

Kommentare