Protest gegen Wohnbau vor dem Sanatorium Purkersdorf

In den Jahren 1904/05 erbaute der Architekt Josef Hoffmann das Sanatorium Purkersdorf. In der Stadtgemeinde ist es das einzige Gebäude mit architektonischer Weltgeltung. Lange diente es als Ort der Begegnung, während ebendort neurologische Krankheiten behandelt wurden, während des Zweiten Weltkriegs fungierte das Haus als Lazarett. Später kamen Anbauten dazu und das Areal wurde als Seniorenpflegezentrum genutzt.
Rein rechtlich ist es derzeit auf der freien Parzelle im Hoffmannpark nur möglich, ein Pflegeheim zu errichten. Daher will man vonseiten der Gemeinde umwidmen. Denn, so erklärt es Bürgermeister Stefan Steinbichler (SPÖ), bestehe derzeit ein Vertrag mit dem Fonds Soziales Wien. „Die Leute, die da hineingehen, sind nur Wiener“, sagt Steinbichler. Er aber möchte „einen Benefit für die Purkersdorfer“.

Bodenversiegelung
Der sogenannte Benefit soll aus rund 40 Mietwohnungen, einem Zimmer, das Ärzte anmieten können, sowie Kindergartengruppen bestehen. Doch aus der Bevölkerung gab es 138 Beeinspruchungen. Vor allem die Plattform „Pro Purkersdorf“ macht gegen das Projekt mobil. Neben der „massiven Bodenversiegelung“ versteht Obfrau Bina Aicher nicht, „mit welcher Dreistigkeit mit solchen Kulturdenkmälern umgegangen wird“. Architekt Gunter Breckner, der sich schon seit Jahrzehnten für das Sanatorium einsetzt, spricht es noch drastischer an. Er verwendet das Wort „Kulturschande“ im Falle einer Umwidmung. Jugendstilgebäude dieser Art gebe es nur wenige auf der Welt und dieses könnte man gar nicht mehr von der Straße aus sehen, wenn im Park gebaut werde.
Der Bürgermeister argumentiert, dass viele der Beschwerden aus der Bevölkerung einer Falschmeldung aufgesessen seien. Diese hätten angenommen, dass die Gemeinde für das Bauprojekt den Denkmalschutz aufgehoben hätten. Das könne eine Gemeinde gar nicht, das liege weiterhin beim Bund, sagt Steinbichler.
Als Purkersdorfer in vierter Generation verstehe er aber natürlich die Kritik, dass das Sanatorium bald nicht mehr so gut sichtbar sei. Man wolle aber den Innenhofcharakter erhalten. Das Privileg, das „wunderschöne Gebäude“ zu sehen, bleibe dann aber nur noch Anrainerinnen, Anrainern und den Kindergartenkindern.
Am 21. März werden in der Gemeinderatssitzung die Beeinspruchungen behandelt und über die Umwidmung abgestimmt.
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