Prostituierte nahm Freier im Bezirk Baden fast 80.000 Euro ab

Die Angeklagte vor dem Prozess.
Sie hatten sich über eine einschlägige Internetplattform kennengelernt. Rasch wurde der 23-Jährige zum einzigen Kunden der ungarischen Prostituierten, die ihre Dienste in der Wohnung ihrer Stiefschwester im Bezirk Baden anbot. "Er ist jeden Sonntag zu mir gekommen - für eine halbe Stunde", erzählt die 20-Jährige am Montag am Landesgericht Wiener Neustadt.
Lügengeschichten
80 Euro habe der junge Mann dafür jeweils bezahlt. "Das sind 320 Euro im Monat. Davon konnten sie leben?", wundert sich der Richter. Eine Antwort bekommt er darauf nicht - zumindest nicht von der Angeklagten. Denn die Antwort hat die Staatsanwältin bereits in ihrer Anklageschrift geliefert: leben konnte die 20-Jährige nämlich sehr gut von den "Zusatzleistungen", die sie von ihrem Exklusivkunden erhielt.
Von Juli 2024 bis Februar 2025 tischte sie ihm unterschiedliche Lügengeschichten auf und entlockte dem 23-Jährigen insgesamt fast 80.000 Euro. Sie benötige finanzielle Unterstützung für ein laufendes Verfahren in ihrer Heimat, für eine Adoption oder eine Abtreibung, erzählte die Frau. Wobei sie bezüglich des letzten Punktes am Montag aufhorchen lässt. "Eigentlich habe ich ihn die ganze Zeit über belogen", hatte sie zuvor noch zugegeben. "Waren Sie tatsächlich schwanger von ihm?", fragt die Vorsitzende trotzdem nach. "Ja", sagt die Angeklagte da leise.
Schwere Drogensucht
Zur Welt gebracht habe sie das Kind nicht. Mutter ist die 20-Jährige aber trotzdem. "Ich habe eine kleine Tochter in Ungarn, aber ich sorge nicht für sie", gibt sie zu Protokoll. Grund dafür dürfte wohl dergleiche sein, den sie als Motiv für ihren gewerbsmäßigen Betrug angibt: Drogen. "Keine leichten, sondern Heroin und Crystal Meth", sagt ihr Anwalt Roland Friis.
"Ich bin nicht nach Österreich gekommen, um hier als Prostituierte zu arbeiten", beteuert die 20-Jährige vor Gericht. "Ich wollte ein ganz normales Leben führen." Um ihre Sucht zu finanzieren, habe sie sich dann aber doch dafür entschieden. Als sich ihr Opfer schließlich weigerte, sie weiter finanziell zu unterstützen und sein Geld zurückforderte, legte die Ungarin nach. Sie werde behaupten, von ihm zur Prostitution gezwungen worden zu sein und seine Existenz vernichten, drohte sie dem 23-Jährigen an.
"Hatte das nicht verdient"
All das gibt sie am Montag auch zu. "Es tut mir leid. Er hatte das nicht verdient, weil er ein guter Mensch ist", sagt die 20-Jährige. Ob sie die gesamte Summe für Drogen ausgegeben habe? "Nein, auch für Kleidung und andere Sachen. Ich habe gelebt."
Neben ihr auf der Anklagebank sitzen ihre Stiefschwester und deren ehemaliger Lebensgefährte - prominent vertreten durch die Rechtsanwälte Alexander Philipp und Astrid Wagner. Weil die Zahlungen des Opfers über deren Konten und nicht über das Konto der 20-Jährigen liefen. Die Treffen mit dem 23-Jährigen fanden auch allesamt in der Wohnung der Stiefschwester statt. Gewusst habe sie trotzdem nichts von den illegalen Machenschaften, beteuert diese. Und auch die 20-Jährige versichert: "Ich habe ihr gesagt, er ist ein Freund, der mir hilft. Sonst wusste sie von nichts."
Haftstrafen für beide Frauen
Ihr eigenes Konto habe sie nur deshalb nicht benützt, weil dieses von ihrer Bank gesperrt worden sei. Auch Textnachrichten habe sie im Namen ihrer Stiefschwester verschickt. "Weil er irgendwann keine Angst mehr vor mir hatte, aber vor ihr sollte er Angst haben."
Den Schöffensenat können die beiden Damen nicht überzeugen: beide werden zu je zwei Jahren Haft verurteilt. Der Ex-Schwager kommt mit 15 Monaten, nur 5 davon unbedingt, davon. Nicht rechtskräftig.
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