Prämiertem Solartaxi geht das Geld aus

Urtz und Strohmayer koordinieren die Taxifahrten.
Jetzt wird in Heidenreichstein ein Rettungsversuch über die Gründung eines neuen Vereins unternommen.

Das Solartaxi surrt fast lautlos in die bergauf führende Waidhofner Straße. Auf halber Höhe wartet bereits Maria Aigner vor ihrer grünen Gartentür. Mit ihren Krücken nähert sie sich langsam dem weißen, elektrisch betriebenen Fahrzeug und nimmt auf dem Beifahrersitz Platz. "Sehens eh, ich bin nicht mehr so mobil. Für mich wäre es eine Katastrophe, wenn das Taxi nicht mehr fahren würde", erzählt die 94-Jährige, die sich öfters zum Frisör, zur Fußpflege oder Post bringen lässt. Egal, wie weit sie fährt, pro Strecke zahlt sie zwei Euro.

Obwohl mehr als 10.500 Fahrgäste jährlich nachweislich gezählt werden, steht das mehrfach prämierte Solartaxi in Heidenreichstein im Bezirk Gmünd (NÖ) kurz vor dem Ende. Der Knackpunkt sind die Personalkosten, die nicht (mehr) gefördert werden. Auf Basis einer Vereinsgründung soll Montagabend bei einer Versammlung – um 18 Uhr im Rasthof Stefanie – ein Rettungsversuch unternommen werden. Das bedeutet: Man hofft auf mindestens 300 zahlende Mitglieder, damit ein Großteil der Finanzierung fixiert werden kann.

Umweltfreundlich

Prämiertem Solartaxi geht das Geld aus
Solartaxi Heidenreichstein, Bezirk Gmünd, Waldviertel, Niederösterreich.
Das Ende der beiden umweltfreundlichen Solartaxis hätte vielschichtige Auswirkungen. "Bei uns gibt es leider keinen öffentlichen Verkehr mehr. Ich wüsste nicht, wie ich sonst in die Stadt kommen könnte", sagt Maria Süß, die im sechs Kilometer entfernten Nachbarort Seyfrieds wohnt. "Durch das Taxi ist die Kaufkraft in der Stadt gestiegen und hat die Gemeinde lebenswerter gemacht. Mit dem Aus wäre ein wirtschaftlicher Schaden zu befürchten", weiß Karl Immervoll von der Betriebsseelsorge Oberes Waldviertel.

Dass die Nachfrage groß ist, machen Zahlen deutlich. "Wir fahren bis zu 200 Kilometer pro Tag. Von 8 bis 18 Uhr sind wir fast ständig unterwegs", erzählen die Fahrerinnen Marina Urtz und Helga Strohmayer während einer Pause am Stadtplatz.

Verzwickte Lage

Ihre fixen Arbeitsplätze sind allerdings das Problem. Gefördert werden nur mehr Gemeindetaxis mit ehrenamtlichen Fahrern. Parallel dazu läuft Ende Juni die Bundesförderung aus. Für die Gemeinde, die sich um die Rettung bemüht, ist die Lage schwierig. "Wir wollen diese Jobs nicht aufgeben und auf ein eingespieltes Team nicht verzichten", schildert Bürgermeister Gerhard Kirchmaier.

Das Land NÖ bekennt sich zu dem Projekt und sichert entsprechend den Richtlinien des Nahverkehrsfinanzierungsprogramms eine Förderung von 40 Prozent der effektiven Kosten zu. "Das Land hat sogar ausnahmsweise 50 Prozent der Personalkosten in die Förderung genommen, obwohl das nicht üblich ist. Es liegt also an der Gemeinde, den Fortbetrieb der Taxis zu fixieren", heißt es aus dem Büro von Verkehrslandesrat Karl Wilfing.

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