Pompons, Stunts & Wettkampffieber
Selten haben Realität und Image bei einer Sportart so wenig gemein wie beim Cheerleading. Das wissen die Sportlerinnen der "Rangers Cheerleader" aus Mödling aus leidvoller Erfahrung.
Vor allem über Filme werde das Klischee der geschminkten, kurzberockten Mädels transportiert, die mit ihren schillernden Pompons wedeln und allenfalls ein paar Tanzschritte am Spielfeldrand absolvieren – natürlich nur zur Motivation der Sportler am Feld, meinen sie. Doch tatsächlich geht es um Akrobatik, Athletik und absolute Körperbeherrschung. "Man muss es selbst probieren, um zu sehen, wie hart es ist", so der Tenor. Das Cheerleading-Team der Rangers ist eines der ältesten in Österreich.
Für den Erfolg ist hartes Training Voraussetzung: drei Mal pro Woche – jeweils zwei Stunden lang. Dabei steht neben Krafttraining auch das Erlernen der Choreografien, Tanzen sowie das Üben der hohen Sprünge und spektakulären Stunts am Programm. "Die, die wegen des Outfits kommen, sind ganz schnell wieder weg", stellt Trainerin July Reichspfarrer klar.
"Man muss auch bereit sein, Verletzungen in Kauf zu nehmen", erklärt die 18-jährige Sandy Schmitzer. So sei etwa die erste Regel, dass der "Flyer" – also jene Person, die von den anderen getragen wird – niemals den Boden berührt. "Man muss also lernen, sich bei einem Sturz nicht instinktiv wegzudrehen, sondern hinzugreifen", so Sandy weiter. Laut dem Österreichischen Cheerleading- und Cheerdance-Verband gehört Cheerleading zu den verletzungsreichsten Sportarten überhaupt. "Wir hatten schon oft blaue Flecke", sagt Teamkollegin Yvonne Dvorak. Frei nach dem Motto: wer keine hat, war nicht dabei.
"Groupstunt"
Die beiden sind Teil des fünfköpfigen Wettkampf-Teams der "Rangers Cheerleader", vor zwei Tagen haben sich die Sportlerinnen bei den Meisterschaften vor mehr als 4000 Zusehern in der Kategorie Kategorie "Senior Groupstunt All-Girl" mit den besten Gruppen des Landes gemessen. Im Wettkampf zeigen die Sportlerinnen beim "Groupstunt" ihr Können – dabei wird eine Formation gebildet, der "Flyer" auf der Spitze vollführt dann noch eine Figur. Das Ganze dauert lediglich eine Minute. "Das klingt wenig, ist aber echt anstrengend", sagt Schmitzer. Im Gegensatz dazu dauert ein "Cheer" 2,30 Minuten samt dem traditionellen Sprechgesang. Er wird vom gesamten Team als Unterstützung der Mannschaft am Spielfeldrand vollführt.
Kraft ist beim Cheerleading mit den Hebefiguren nicht entscheidend. Vielmehr zählt die Technik und das Vertrauen untereinander. Wer im Team welche Position einnimmt, entscheidet sich meist aufgrund der Statur, erklären die Mädels der Rangers. Die Großen werden dabei eher hinten eingesetzt, die Kleinen fungieren als "Flyer". Wobei diese Regel nicht in Stein gemeißelt sei. Bei den "Rangers Cheerleader" hat die 18-jährige Daniela Willau besagte Spitzenposition inne. Die junge Frau besteche vor allem durch ihre Salto-Technik, loben die Teamkolleginnen grinsend.
Burschen gesucht
Derzeit besteht die Gruppe aus 13 Mädchen. In den vergangenen Jahren mischten aber auch Burschen beim Cheerleading mit. Immerhin war es ursprünglich eine Männersportart. Auch bei den Rangers schnupperten zwei Männer in den Sport, blieben aber nicht lange. Generell suchen die "Rangers Cheerleader" neue Mitglieder – etwa um bei den Wettkämpfen als gesamtes Team antreten zu können. Dazu werden 25 Sportler benötigt. "Man braucht mindestens 20 Leute um eine beeindruckende Pyramide zu bauen", erklärt Trainerin July. Besondere Voraussetzungen müssen Interessierte (ab 14 Jahren) nicht mitbringen – außer einer Begeisterung für Akrobatik, Bodenturnen und Hebefiguren.www.rangers.at
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