Pflegekräfte aus Vietnam: So geht es ihnen in NÖ

Anh Tuan Nguyen ist 33 Jahre alt, er kommt aus der vietnamesischen Provinz, aus einem Ort mit etwas mehr als 5.000 Einwohnern. "Ich habe dort in einem Krankenhaus als Pfleger gearbeitet", erzählt er. Der Verdienst dort war nicht hoch, der Stress schon. "Ein Pfleger muss rund 20 bis 30 Personen versorgen", sagt er.
Seit Anfang Februar ist Anh Tuan in Österreich als einer von 150 Vietnamesinnen und Vietnamesen, die am neu gegründeten "International Nursing Center" am IMC Krems in den kommenden zwei Jahren zu Pflegeassistentinnen und -assistenten ausgebildet werden – auf Initiative des Landes Niederösterreich.
Die Arbeitsbedingungen im eigenen Land und die Möglichkeit, sich weiterzubilden, haben Anh Tuan dazu bewogen, die einjährige Ausbildung im Ausland anzutreten.
Dialekt als Barriere
Ob er in Österreich bleiben wird, weiß er noch nicht, aber es gefällt ihm. "Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. In Vietnam wird man im Krankenhaus oft von den Angehörigen attackiert", erzählt er.

Die zukünftigen Pflegekräfte verbringen viel Zeit miteinander.
Bei seinem Praktikum im Pflege- und Betreuungszentrum in Weitra (Bezirk Gmünd) im Waldviertel habe er nur positive Erfahrungen gemacht, obwohl es sprachlich für ihn nicht einfach ist – "so viele Dialekte". Vor etwa einem Jahr hat er begonnen, Deutsch zu lernen.
Nur wer Deutsch auf einem bestimmten Level spricht, wurde beim Ausbildungsprogramm angenommen. Für Quoc Toan Nguyen (23) war das kein Problem, er hat an der Universität in Vietnams Hauptstadt Hanoi vier Jahre lang Deutsch studiert.
Job-Garantie nach Ausbildungsabschluss
"Mein Hauptfach war Dolmetsch. Ich möchte mein Deutsch verbessern", sagt er. Deshalb und weil er neue Erfahrungen sammeln will, macht er nun die Ausbildung. Auch er war in Weitra zum Praktikum, auch er hat einen "Dolmetscher" gebraucht, um die Bewohnerinnen und Bewohner zu verstehen.
"Wir wurden immer begleitet von Pflegefachpersonal, so funktionierte dann auch die Kommunikation", erzählt er. Derzeit bereiten sich die beiden auf eine wichtige Prüfung vor, wenn alles gut geht, dann sind sie im Februar 2026 mit der Ausbildung fertig.
Insgesamt 1.600 Stunden werden sie zu diesem Zeitpunkt in Theorie und Praxis investiert haben. Die Ausbildungskosten trägt das Land Niederösterreich. Vom Land gibt es auch eine Job-Garantie, die Vietnamesinnen und Vietnamesen können in einer Klinik oder Pflege- und Betreuungseinrichtung arbeiten.
"Hier kommen auf einen Pflegefachassistenten nur die Hälfte von Personen, um die man sich kümmert", meint Anh Tuan. Er erzählt, dass es in Vietnam nur wenige Altersheime gibt. "Die meisten wohnen bei ihren Kindern. Notfälle bzw. schwer Kranke sind dann im Krankenhaus."
Kulturunterschiede, aber der Kaffee schmeckt trotzdem
Damit er durch seine 24-Stunden-Dienste gekommen ist, habe er viel Kaffee getrunken. "Der ist ganz anders als hier. Mit dickflüssiger, süßer Kondensmilch." Quoc Toan sieht das genauso, außerdem sei er bei Weitem nicht so stark wie in Vietnam.
Trinken tun sie ihn aber in Österreich trotzdem gerne. Vom Essen sagen beide, dass es hier so salzig ist. Obwohl die Küche so unterschiedlich ist, haben sie einiges für sich entdeckt. Bei Quoc Toan ist es Eis – "es gibt so viele verschiedene Sorten" – und bei Anh Tuan Wurst.

Anh Tuan Nguyen (re.) mit seinen Kolleginnen und Kollegen bei einem Ausflug nach Wien.
Dennoch wird zu Hause – das ist für beide ein Studentenwohnheim in Krems – vietnamesisch gekocht. "Es ist aber nicht ganz einfach, alle Zutaten zu bekommen", meint der 23-Jährige.
Deshalb fährt er häufig nach Tschechien, wo es gleich an der Grenze eine vietnamesische Community und damit auch entsprechende Einkaufsmöglichkeiten gibt.
Alles "langsamer und ruhiger" in Österreich
Oft wird im Wohnheim gemeinsam gekocht und gespeist. "In Vietnam isst man oft in Gesellschaft. Auch mit Nachbarn. Ich habe das Gefühl, dass hier in Österreich alles privater ist und man lieber für sich bleibt", so Quoc Toan. Außerdem sei hier alles "langsamer und ruhiger", überhaupt am Abend und in der Nacht.
Nach fünf Monaten in Österreich haben beide ein ähnliches Fazit: Sie fühlen sich in Niederösterreich wohl, genießen die Natur und freuen sich auf das, was hier noch auf sie wartet.
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