Warum es immer mehr Jobsuchende in NÖ in die Pflege zieht

Prozess gegen deutschen Pfleger nach Tötungsdelikten im Spital.
Michaela Reitbauer, 38 Jahre alt, hat bereits in mehreren Branchen gearbeitet. Wirklich glücklich wurde sie mit ihren Aufgaben jedoch nie.
Jetzt fühlt sich Reitbauer angekommen: Die gebürtige Deutsche absolviert in St. Pölten die Ausbildung zur Pflegefachassistentin. Die Beratung und Vermittlung erfolgte über das Arbeitsmarktservice (AMS). „Jetzt hoffe ich, dass ich bald in den Beruf einsteigen kann“, sagt sie.
Die Frau, die mit sechs Kindern in einer Patchwork-Familie lebt, hat tatsächlich beste Chancen, bald eine fixe Anstellung zu finden – „und das in einem absolut krisensicheren Bereich“, wie Elisabeth Bräutigam, Vorständin der Landesgesundheitsagentur Niederösterreich (LGA), betont.
Tatsächlich gibt es einen massiven Bedarf an Pflegekräften. Österreichweit prognostiziert die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) bis 2030 einen zusätzlichen Bedarf von rund 51.000 Pflege- und Betreuungspersonen, um den Versorgungsstand von 2019 aufrechtzuerhalten. In Niederösterreich werden mehr als 9.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt.
Grund dafür ist die demografische Entwicklung: Bis 2040 wird jeder dritte Niederösterreicher älter als 65 Jahre sein. Dazu kommt, dass gleichzeitig die Geburten rückgängig sind – in acht Jahren um 23 Prozent.
„Etwas Sinnvolles tun“
AMS und LGA haben sich nun zusammengeschlossen, um Arbeitskräfte und Stellenangebote gezielt zusammenzubringen – aktuell hat die Landesgesundheitsagentur rund 530 offene Stellen.
Das Interesse am Pflegeberuf sei jedenfalls vorhanden, betont Marianne Tanzer, Direktorin der Gesundheits- und Krankenpflegeschule in der Landeshauptstadt: „Immer mehr Menschen verspüren den Wunsch, etwas Sinnvolles zu tun“, sagt sie.

In St. Pölten wurde das Projekt präsentiert
Die Zahlen bestätigen diesen Trend. Laut AMS-Chefin Sandra Kern steigen noch heuer rund 1.500 Personen in das Pflegeausbildungsprogramm ein. 2024 waren es noch 1.263 Jobsuchende, die AMS-Schulungsangebote im Pflegebereich genutzt haben.
„Trotz rückläufigen Stellenangebots und steigender Arbeitslosigkeit in ganz Niederösterreich verzeichnen wir im Pflege- und Sozialbereich ein kräftiges Plus von mehr als zwölf Prozent bei den Stellenbesetzungen“, berichtet Kern.
Jobbörse startet
Um noch mehr Menschen für diese Berufsschiene zu begeistern, wird es ab der zweiten Jahreshälfte 2025 eigene AMS-Beraterinnen und -Berater geben. Die sollen interessierte Jobsuchende gezielt begleiten und sicherstellen, dass passende Fördermaßnahmen bei den Auszubildenden ankommen.
Am 26. Mai findet zudem in St. Pölten eine Pflege-Jobbörse (www.ams.at) statt.
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