Perchtoldsdorf: Nachbar bekämpft Hühnerstall

Heinz Peikert vor dem kleinen Stall für seine Hühner.
Konflikt wegen Hühnerhaltung im Garten. Gericht sah kein Problem, nun ist Baubehörde dran

Bio und aus dem eigenen GartenHühnerhaltung liegt nicht nur am Land im Trend. Doch des einen frisches Ei ist des Nachbarn Lärmbelästigung. Gerade im Wohngebiet sorgen die Tiere immer wieder für Konflikte und beschäftigten sogar schon die Höchstgerichte. Aktuell geht es zwölf Hühnern und einem Hahn in Perchtoldsdorf, Bezirk Mödling, an den Kragen. Und zwar via Bauordnung. Und der Frage, wie „dörflich“ die Gemeinde am Stadtrand Wiens tatsächlich noch ist.

Seit 2004 hält Biologe und Naturpädagoge Heinz Peikert Hühner und andere Kleintiere in seinem Garten. „Der Nachbar hat das zehn Jahre lang für in Ordnung befunden“, sagt er. Doch 2015 traf man sich dann vor Gericht. Die direkten Anrainer fühlten sich durch das Krähen mehrer Hähne sowie durch Ungeziefer wegen der Tierhaltung belästigt. Das Bezirksgericht Mödling sah das anders, Peikert durfte das Geflügel – mittlerweile in reduzierter Form – behalten. Ein Einspruch in zweiter Instanz am Landesgericht Wiener Neustadt wurde abgewiesen.

Vor einem Jahr brachte Peikert die Tiere dann in einem kleinen Stall im Keller unter einem Stiegenaufgang unter. Und hier kommt nun die Gemeinde als Baubehörde ins Spiel: Denn der Gebäudeteil wurde nicht als Hühnerstall bewilligt, wie Gabriele Wladyka von der Bürgerliste erklärt. Die Politikerin unterstützt Peikert. Hühnerhaltung müsse in einem Dorf wie Perchtoldsdorf schließlich in gewissem Rahmen möglich sein, sagt sie. Auch der Biologe ärgert sich: „Alle reden von Bio, aber nur wenn man es nicht sehen oder hören kann“, meint er. „Die Hühner räumen ja den Garten z’samm.“

Für Bürgermeister Martin Schuster (ÖVP) geht es generell um die Frage, ob Hühnerhaltung in einem Wohngebiet erlaubt sein soll. „Das kann man aber nicht auf Gemeindeebene lösen“, betont Schuster. Dass es eine Begehung der Baubehörde wegen baulicher Mängel gab, bestätigt er. Die Behörde müsse prüfen, ob die baulichen Gegebenheiten passen. Laut Wladyka könnten bis Montag Stellungnahmen abgegeben werden.

Ortsüblichkeit

Laut Bezirkshauptmann-Stellvertreter Michael Engel müssten nach der NÖ Bauordnung bauliche Anlagen so errichtet werden, dass Nachbarn vor örtlich unzumutbarer Lärm- oder Geruchsbelästigung geschützt werden. Genaue Regelungen zur Hühnerhaltung gibt es nicht. Das Gesetz ziele eben auf die Ortsüblichkeit ab und sei im Einzelfall zu bewerten. Anders als in Oberösterreich, wo im Frühling das Landesverwaltungsgericht die Hühnerhaltung im Bauland-Wohngebiet untersagte. Die BH selbst war übrigens ebenfalls bereits mit Peikert und seinen Hühnern befasst: Die Amtstierärztin sollte im November die Tiergesundheit überprüfen – die war aus Sicht der BH gegeben. Den Nachbarn erreichte der KURIER nicht.

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