Perchtoldsdorfer Anwalt zieht gegen krähenden Hahn vor Gericht

Perchtoldsdorfer Anwalt zieht gegen krähenden Hahn vor Gericht
Runde zwei im skurrilen Nachbarschaftsstreit im Bezirk Mödling. Nach Einigung im Vorjahr sorgte neuer Hahn für neuen Ärger.

Fast schien es so, als würde kein Hahn mehr nach dem kuriosen Nachbarschaftsstreit in Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) krähen, der im vergangenen Oktober für viel Gesprächsstoff im Ort gesorgt hatte. 

Der Disput zwischen Rechtsanwalt Patrick Skalitzky und seinen Nachbarn - einem älteren Ehepaar - war nämlich bereits gütlich beigelegt worden. Der Advokat hatte zuvor die Hühnerhaltung am Nachbargrundstück beanstandet - und vor allem das laute Organ des Hahnes.

Kein neuer Hahn mehr

Man fühle sich dadurch in der Arbeit gestört, ließ er die Nachbarsfamilie wissen, forderte, die Hühnerschar loszuwerden und drohte andernfalls mit rechtlichen Konsequenzen. Letztlich einigte man sich darauf, dass Hahn "Kiki" seinen Lebensabend in Frieden in seinem Garten verbringen darf, seine Besitzer aber darauf verzichten, nach seinem Tod einen neuen Gockel anzuschaffen.

Doch nun geht der "Hühnerstreit" doch in eine zweite Runde.

Denn es wurde zwar vereinbarungsgemäß kein neuer Hahn angeschafft - aber ein neuer geboren. Sobald dieser zu krähen begonnen habe, sei eine neue Klage des Anwalts ins Haus geflattert, ärgert sich Gemeinderätin Gabriele Wladyka (Perchtoldsdorfer Bürgerliste). Das Ehepaar habe sich vom Junghahn zwar mittlerweile wieder getrennt, doch das habe nichts an der Klage geändert. Am 25. März wird der Fall nun am Bezirksgericht Mödling verhandelt.

Das bestätigt auch Rechtsanwalt Skalitzky im Gespräch mit dem KURIER. Er betont jedoch: "Wir haben im Oktober eine schriftliche Vereinbarung getroffen, im Dezember hat aber schon ein neuer Hahn zu krähen begonnen. Bis zu fünf- oder sechsmal pro Minute. Und das nur rund zehn Meter vor meinem Bürofenster."

Er habe seine Nachbarn auf diesen eindeutigen Verstoß gegen die Einigung aufmerksam gemacht, diese hätten darauf aber zunächst gar nicht reagiert, dann wochenlang nichts unternommen. Erst dann habe er die Klage eingebracht, die er nun auch nicht mehr zurückziehen wolle. "Das Gericht soll entscheiden, ob diese Form der Hühnerhaltung hier zulässig ist. An diese Entscheidung müssen sich dann beide Seiten halten", so Skalitzky, der sich ärgert: "Mir geht es vor allem um die fehlende Handschlagqualität, wenn man eine Vereinbarung schon nach wenigen Wochen bricht."

Entscheidung schon 2016

Gemeinderat Anton Plessl (Bewegung der Generationen) erinnert: "Schon 2016 hatte das Bezirksgericht Mödling festgehalten, dass die Haltung von Hühnern und Hähnen – und damit deren typischen Auswirkungen - als ortsüblich zu betrachten sind, insbesondere dann, wenn im Umkreis der Liegenschaften über einen längeren Zeitraum mehrere ähnliche Haltungen bestanden." Plessl meint: "Dass diese teilweise nicht mehr bestehen, führt noch nicht dazu, dass die Hühnerhaltung ortsunüblich geworden wäre. Das ältere Ehepaar, das die Hühner schon lange vor dem Bezug des Nachbarhauses durch den Anwalt hatte, ist bestürzt."

Doch Anwalt Skalitzky sieht das anders. "Es gibt in Perchtoldsdorf schon landwirtschaftliche Betriebe, aber nicht mit Tierhaltung, sondern vor allem Weinbauern", sagt er: "Und erst recht nicht im Ortskern in geschlossener Verbauung." Und er betont: "Die Familie verfügt über eine Rechtsschutzversicherung, der Prozess kostet sie keinen Cent. Es ist also nicht so, dass hier eine reiche Anwaltskanzlei ein armes Ehepaar einschüchtern will."

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