„Nur mehr wenig Zeit“: Spender sollen Kulturlandschaft retten

Geführte Exkurisonen und Spaziergänge in Streuobstwiesen sind bis 2027 Teil des Leaderprojekts
Von Frost und Frühjahrskrankheiten dürften die Obstkulturen im Mostviertel heuer verschont bleiben. Rund um die prägenden 120.000 Birnbaumriesen im Landesviertel herrscht aber trotzdem Alarmstimmung, weil ihnen Alterung und Klimastress massiv zusetzen.
Engelbert Wieser, Obmann der Vereinigung Streuobsterhaltung Mostviertel, ruft nun in einem Appell zu Spenden auf, um für die Bäume die rettenden Verjüngungsschnitte in den Baumkronen zu ermöglichen. Das handwerklich anspruchsvolle Ausschneiden des alten Geästs wäre für die oft 200 Jahre alten Bäume lebensrettend, so Wieser.
Studien
Wissenschaftliche Untersuchungen bei etlichen Hundert bereits gepflegten Bäumen belegen die Erfolgsaussicht – der KURIER berichtete. "Der Verjüngungsschnitt ist erfolgreich, aber wir müssen jetzt die Geschwindigkeit bei den Behandlungen Jahr für Jahr massiv erhöhen“, so Wieser. In fünf bis zehn Jahren schließe sich das Zeitfenster und die Baumdenkmäler stürben ab, prognostiziert er.
Aufruf
Um ein breites Pflegeprogramm auszurollen, müssen Baumbeschneider ausgebildet werden. Weil die Kosten für die Gerätschaften und die Schulungen aufgrund leerer Kassen nicht von der öffentlichen Hand unterstützt werden, wolle man Spender für die Rettung der Kulturlandschaft finden, so Wieser.
Erfreulichere Nachrichten kommen aus der Leaderregion Moststraße mit ihren 31 Mitgliedsgemeinden. In der neuen EU-Förderperiode konnte das umfassende Leader-Projekt „Bewusstseinsbildung an der Moststraße“ mit attraktiven Aktivitäten installiert werden. Um die Hunderten Sorten von Äpfel- und Birnbäumen in die Zukunft zu retten, wurde eine genetische Datenbank aufgebaut.

Bestimmung alter Birnen- und Apfelsorten wurde in den vergangenen Jahr akribisch durchgeführt
Sortenbestimmungsaktionen ließen rund 100 teils unbekannte oder verschollene Sorten wieder auftauchen. Das Sortenbuch "Äpfel & Birnen – Schätze der Streuobstwiesen“ wird mit 30 zusätzlichen Sorten neu aufgelegt.
Obstbaum-DKT
Freude beschert dem Moststraßenmanagement auch die Kooperation mit der Spielefirma Piatnik. Professionell wird der Klassiker „DKT“ aufs Mostviertel umgemünzt: Statt Häusern werden Birnbäume gepflanzt, statt Mietobjekten Streuobstwiesen bewirtschaftet.
Ebenfalls im Programm: Bis 2027 werden Sortenspaziergänge und Streuobstwiesenerlebnisse organisiert, um die Naturschätze breit bekannt zu machen.
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