"Nur der harte Kern der Wirte bleibt übrig"

Ein Bierglas steht auf einem Tisch.
Schlechte wirtschaftliche Bedingungen, aber auch zu viele bürokratische Auflagen sind für Junge die Hürden bei der Übernahme von Gasthäusern. Zum Ausgleich steigt die Zahl von Restaurants und Ethnolokalen.

Es sind eine Fülle von Einflüssen, die weiterhin dazu beitragen, dass sich das Wirtshaussterben in den Dörfern Niederösterreichs fortsetzt. Dennoch besteht in der heimischen Gastroszene kein Grund zu übertriebenem Trübsalblasen. Vor allem im urbanen Bereich herrscht reges Treiben. Das Angebot für Gäste wird breiter, vielfältiger und individueller, berichten Vertreter aus der Wirtschaftskammer.

"Die Leute gehen weiterhin gerne gut essen und feiern ihre Feste in den Gasthäusern. Zum Glück gibt es doch auch noch viele Betriebe, die das anbieten können“, sagt Dietmar Schöner. Der Chef eines familiären Wirtshausbetriebs in Mank mit zehn Mitarbeitern ist Niederösterreichs neuer Wirtesprecher.

Angesichts bevorstehender Klassiker wie Wildschmäusen, Ganslessen oder Weihnachtsfeiern ortet Schöner durchaus Optimismus bei den Betrieben.

"Geht’s um das klassische dörfliche Wirtshaus, bleibt nur mehr der harte Kern übrig“, sagt Walter Schmalwieser, der Geschäftsführer der Gastro-Sparte in der WKNÖ. Gestiegene Fixkosten, Personalsorgen und auch die Babyboomer-Generation, die jetzt in Pension geht, sind Gründe, warum viele Häuser schließen, erklären die Kammerexperten.

Zu wenig Verdienst

"Vor allem sehen viele Junge, die den Betrieb übernehmen sollen, dass für 70, 80 Stunden viel zu wenig Lohn im Vergleich zu einer anderen Arbeit übrig bleibt“, erklärt Schmalwieser. Wirteobmann Schöner nennt zudem die Lawine an Bürokratie und Vorschriften, die auf Neustarter zurollt, als Gründe, warum bestehende Gasthäuser nicht übernommen werden.

Die bei der Kammer geführte Statistik untermauert das Wirtshaussterben: Wurden in NÖ im zweiten Quartal 2014 noch 2.229 Gasthäuser betrieben, so waren es 2024 nur mehr 1.665. Bei den Kaffeerestaurants gingen in zehn Jahren 200 Betriebe verloren.

Der Langzeitvergleich zeigt aber auch, dass statt dem klassischen Wirtshaus andere Gastro-Typen wie Ethnobetriebe, etwa Chinarestaurants oder Italiener, aber auch Fast-Food-Lokale oder Spezialitäten-Restaurants Fuß fassen. Mit 7.500 Betrieben sei der Mitgliederstand in der Gastronomiesparte der WKNÖ seit Jahren gleich, sagt Schöner, "aber es verschieben sich die Betriebsarten der Lokale“.

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