Nordautobahn nach 20 Jahren verwirklicht
KURIER: Die Realisierung der Nordautobahn war ein steiniger Weg. Nun wird sie eröffnet. Was bedeutet das für die Region?
Für uns ist es ein ganz wichtiger Schritt. Zum einen bedeutet die Autobahn eine große Entlastung für die vom Verkehr stark betroffene Bevölkerung. Im August 2017 sind täglich 4700 Lkw durch Poysdorf gefahren. Die Belastung war groß. Zum anderen kurbelt die neue Autobahn die Wirtschaftsdynamik enorm an. Durch die Zeiteinsparung – im Schnitt gewinnt jeder mindestens 40 Minuten – interessieren sich auch Wiener etwa für Baugründe.
Auch auf die Verkehrssicherheit gibt es Auswirkungen...
Genau, statistisch erhöht sie sich. Sieht man sich etwa den Streckenabschnitt zwischen Schrick und Wien an, wird es deutlich. Früher gab es dort auf der B7 im Schnitt acht Verkehrstote pro Jahr. Zuletzt war es statistisch gesehen weniger als eine Person pro Jahr.
Bereits vor Jahrzehnten war eine Nordautobahn angedacht. In den 70er-Jahren kam das vorläufige Aus. Die Autobahn an eine tote Grenze könne man sich sparen, hat es damals geheißen. 1998 kam dann ein neuer Anstoß.
Nach der Landtagswahl 1998 erging der Auftrag an mich. Ich war damals noch Bundesrat. Ich sollte alles unternehmen, dass wir endlich eine Autobahn bekommen. Im Frühsommer desselben Jahres haben wir dann mit der Initiative begonnen. Wir haben begonnen von der "Weinviertelautobahn" zu sprechen, um die Identifikation mit dem Projekt zu erhöhen.
Anfang der 90er-Jahre gab es noch eine Ablehnungsfront der Gemeinden. Wie hat sich das verändert?
1998 waren die Gemeinden dann überwiegend für die Autobahn. Es gab auch damals noch ein paar Bürgermeister, die dagegen waren. Aber die Bevölkerung stand vollkommen hinter dem Projekt. Es gab etwa eine Umfrage bei einer Veranstaltung, die wir gemeinsam mit dem KURIER organisiert haben. Da gab es eine offene Diskussion zwischen den Befürwortern und den Gegnern und am Ende eine Abstimmung. 99 Prozent stimmten mit "Ja" für die Autobahn. Ich selbst habe sechs Demonstrationen dafür organisiert. Da forderten immer Tausende die Autobahn.
Was war schlussendlich entscheidend für die Autobahn?
Ausschlaggebend war die EU-Erweiterung 2004. Von da weg ist der Lkw-Verkehr immens gestiegen. 1995 waren es noch 500 Lkw, 2017 waren es 4700, die pro Tag über den Hauptplatz in Poysdorf fuhren. Bereits 1998 hatte ich die Zusicherung der Tschechen bekommen, dass sie die Autobahn bis Brünn vervollständigen werden. Beides war wichtig, um die Asfinag davon zu überzeugen, dass die Autobahn bis an die Grenze gebaut wird.
2010 wurde dann das erste Teilstück eröffnet.
Die Fertigstellung des Südteils war ein Erfolg. Gleichzeitig war die Finanzkrise spürbar und es war unklar, ob der Nordteil noch gebaut wird. Es wurden neue Berechnungen angefertigt und es musste wieder Druck aufgebaut werden, dass das zweite Stück realisiert wird. Und nun wird am 8. Dezember auch der Nordteil von Schrick bis Poysbrunn für die Befahrung freigegeben. Es hat schlussendlich eh 20 Jahre gedauert (lacht).
Warum wurde die Umfahrungsstraße Drasenhofen nicht gleich mitgebaut?
Das hat damit zu tun, dass wir dafür auch die tschechische Seite brauchen. Es geht in der bilateralen Zusammenarbeit nicht, dass wir gleich vierspurig bis an die Grenze gehen. Deswegen lassen wir die A5 acht Kilometer vor der Grenze enden und gehen erst vierspurig über die Grenze, wenn die Tschechen auch soweit sind. Einstweilen wird die Umfahrungsstraße Drasenhofen gleich so zweispurig gebaut, dass sie später vierspurig werden kann.
Bis wann soll das dann fertiggestellt sein?
Derzeit laufen Widmungsverfahren und die Ausschreibung läuft bis 5. Dezember. Über Neujahr kann es zur Vergabe kommen, im Frühjahr mit dem Bau begonnen werden und im Herbst 2019 soll es dann abgeschlossen werden. Für uns ist es jetzt einmal wichtig bis nach Poysbrunn zu kommen, wo 90 Prozent auffahren.
War die Weinviertelautobahn das letzt große Autobahnprojekt Niederösterreichs?
Offen ist noch die Frage einer höherrangigen Straße im Waldviertel. Der Regionalverband Waldviertel erarbeitet gemeinsam mit Experten eine erste Entscheidungsgrundlage basierend etwa auf aktuellen Verkehrszahlen. Mir ist es als nächstes wichtig, mehr Züge auf die Strecke nach Laa/Thaya zu bringen. Die Nordbahn ist in Ausbau, da sollen knapp 600 Millionen Euro investiert werden, damit dann mit 200 km/h bis nach Prag gefahren werden kann. Meine Straßenarbeit ist mit der A5 jedenfalls abgeschlossen.
Das ist eigentlich ja auch nicht Ihr Ressort.
Genau, aber ich wurde zum "Vater der Nordautobahn" und habe es gerne bis zum Ende begleitet.
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