Im Weinviertel stellt Lebensberaterin Susanne Berger die richtigen Fragen

Susanne Berger ist Lebensberaterin. Aus der Kinesiologie nutzt sie den Muskeltest, um der Ursache hinter einem Symptom auf den Grund zu gehen.
Dort ein Zoom-Call, da eine Ausbildung, eine Sitzung mit Klienten und am Wochenende noch Ausbildungsseminare, dazwischen diverse Vorträge und ja, da sind noch die drei Kinder, die mittlerweile erwachsen sind und der Ehemann, der zum Glück die Praxis mit betreibt: Susanne Berger ist diplomierte Lebensberaterin, Kinesiologin, Coach, Autorin, Ehefrau und Mutter und darum immer im Einsatz. Was dabei auffällt: Sie ist trotz vollem Terminkalender immer gut gelaunt.
Dass sich ihr Leben einmal so gestalten würde, war nicht immer klar. Berger war pragmatisierte Beamtin bei der Statistik Austria und hatte mit trockenen Zahlen zu tun. Wie kam's, dass die heute 53-Jährige sich von dieser Materie abwandte und nun mit Menschen arbeitet und in Schöngrabern im Bezirk Hollabrunn sogar ihre eigene Praxis hat? "Ich hatte einen Partner mit vielen Problemen. Ich habe mir gedacht: Dem muss man doch helfen. Darum habe ich meine Ausbildung zur Kinesiologin gemacht", erinnert sich die dreifache Mutter, wie sie zur "hilflosen Helferin" geworden ist, wie sie selbst sagt.
Die richtigen Fragen führen zur Lösung
Doch diese Zeiten sind vorbei: Die diplomierte Lebensberaterin hat erkannt, dass sie den Menschen nicht helfen kann. "Ich unterstütze meine Klienten, in dem ich die richtigen Fragen stelle und sie in die Selbstverantwortung schicke." Das ist ihr wichtig, ist ihr aber zu Beginn ihrer Karriere vor 23 Jahren alles andere als leicht gefallen. Vor allem im Alltag, wenn sie Menschen mit Problemen sah und gerne helfen wollte. "Du hast Durst und hab' das Wasser", beschreibt sie ihr Gefühl.
Warum gibt sie dem Impuls nicht nach, das Wasser von sich aus anzubieten? "Das wäre übergriffig und würde den anderen klein machen." Sie gibt aber zu: "Aus kindlicher Begeisterung heraus wollte ich das oft machen." Denn sie weiß, wie einfach es manchmal sein kann, wenn man bereit ist, sich Unterstützung zu holen.
Bodenständig und klar
Die Begeisterung für ihre Arbeit als diplomierte Lebensberaterin und Kinesiologin ist seit Beginn an ungebrochen. Lachen muss sie, wenn man sie ins esoterischer Eck stellt: "Wer mich kennt weiß, dass ich sehr bodenständig und klar bin." Der diplomierte Lebensberater gehört zu den psychosozialer Beratern, die die vierte Säule - neben Schulmedizin, Psychologie und Psychiatrie - im österreichischen Gesundheitssystem darstellen.
"Ich unterstütze meine Klienten, in dem ich die richtigen Fragen stelle und sie in die Selbstverantwortung schicke."
Diplomierte Lebensberaterin

So kennt man Lebensberaterin Susanne Berger: In ihrer Praxis macht sie sich Notizen über die Anliegen ihrer Klienten, dann unterstützt sie bei der Suche nach Lösungen, egal für welches Anliegen.
Die Kinesiologie gehöre zum Energetikergewerbe. Hier wird der Muskeltest als körpereigenes Rückmeldesystem genutzt, um die Ursache für diverse Symptome herauszufinden. "Es ist eine tolle Unterstützung, die ich in meinem Arbeit integrieren kann, um Lösungen zu finden", erklärt die Schöngrabernerin. Sie vergleicht: "Das ist, wie wenn der Haubenkoch gute Tipps von seiner Oma in seine Küche integriert."
Vom Küchentisch zur eigenen Praxis
Ihre ersten Sitzungen fanden bei Berger daheim am Küchentisch statt - denn der Muskeltest wird am besten im Liegen durchgeführt. Später stand eine Massageliege im Wohnzimmer. Nach einem Praxisraum im Wohnhaus übersiedelten die Bergers 2012 in ihre eigene Praxis über dem Schöngraberner Gemeindeamt. Im selben Jahr startete der erste Ausbildungslehrgang.
Warum hat sie damit begonnen, selbst auszubilden? "Um den Menschen die Selbstermächtigung zu geben, sich selbst helfen zu können." Der Druck wird im Alltag immer höher, überall wird mehr Leistung gefragt. "Unsere Ausbildung ist wie eine mentale Hausapotheke oder ein Werkzeugkoffer, mit dem man sich selbst regulieren kann", erklärt die Lebensberaterin.
"Es ist so schön, wenn mir die Teilnehmer dann erzählen, dass sie ihr Kind nicht mehr anschreien, weil sich einfach die Kommunikation ändert. Das kann man überall anwenden, in der Familie, bei Freunden oder im Job." Wichtig sei, bei sich selbst anzufangen.
Bereitschaft zur Lösung muss da sein
Gibt es auch Klienten, mit denen Berger nicht arbeitet? Ja. Es sind nicht die Themen, die sie von einer Zusammenarbeit abhalten würden. Von Bettnässen über Prüfungsangst, Gewalt und Missbrauch - damit hat sie gelernt, umzugehen. "Wenn ich das Gefühl habe, dass die Bereitschaft nicht da ist, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und etwas lösen zu wollen", schildert die Therapeutin, wen sie ablehnt. Denn das bringe auch den Klienten nicht weiter. Bei ihren Sitzungen geht es in die Tiefe - und das muss der Klient aushalten (wollen).
Berger holte sich den Niederösterreicherinnen-Award
"Was ist das schlimmste, was passieren kann?", "Was liegt hinter dem Lachen?", "Wie lange willst du dir diese Geschichte noch erzählen?" Diese Fragen stellt Berger ihren Klienten, die damit rechnen müssen, dass ihnen die Lebensberaterin einen Spiegel vor hält und auch provoziert. "Immer, um die Person zu unterstützen", betont die 53-Jährige, die im Sommer vom Frauenmagazin „Die Niederösterreicherin“ den Niederösterreicherinnen-Award 2025 in der Kategorie „Gesundheit & Wellbeing“ entgegennehmen durfte.
Wer Susanne Berger kennt, der weiß, dass sie weise Sprüche liebt. Wenn sie nur einen weitergeben könnte, welcher wäre das? "Da fällt mir spontan der Spruch auf unserer Homepage ein: Niemals erwacht in dir ein Wusch, ohne die Kraft in dir, ihn zu verwirklichen."
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