Ärger im Weinviertel: Busse halten 2026 nicht mehr bei allen Bahnhöfen
Ab Herbst 2026 wird der Bahnhof Guntersdorf nicht mehr von einer Buslinie angefahren, dafür aber von einem bedarfsorientierten Sammeltaxi.
Der Busfahrplan für den Herbst 2026 bringt im Bezirk Hollabrunn Neuerungen, mit der nicht alle zufrieden sind. Die Buslinie 813, die neue Hauptachse von Laa/Thaya (Bezirk Mistelbach) nach Hollabrunn wird dann nicht mehr die Bahnhöfe im Wullersdorfer Gemeindegebiet anfahren.
Die Marktgemeinde hat gleich zwei Haltestellen der ÖBB: Den Bahnhof Hetzmannsdorf-Wullersdorf und den Bahnhof Guntersdorf. Er trägt zwar den Namen der Nachbargemeinde, liegt aber in Grund, einer Katastralgemeinde von Wullersdorf.
Auf KURIER-Nachfrage bestätigte die Niederösterreichische Verkehrsorganisationsges.m.b.H., kurz NÖVOG, dass die genannten Haltestelle nicht mehr von den Bussen angesteuert werden. Aber: "Wir nehmen den Gemeinden nichts weg, sie bekommen ein tolles neues System", sagt Busplaner Dominik Karas. Ein bedarfsgesteuertes Anrufsammeltaxi, welches flächendeckend alle Katastralgemeinden anbindet. "Das schaffen wir mit einem Bus nie", ist er stolz auf dieses Projekt.
Mit dem Bus geht's rasch von A nach B
Ziel der neuen Hauptachsen ist es, rasch, zielgerichtet und direkt von A nach B zu verkehren, um eine gute Alternative zum Pkw zu bieten. "Mit den Hauptachsen richten wir uns nach der Bezirkshauptstadt, das hat die Konsequenz, dass entlang der Nordwestbahnstrecke kein Bahnhof mit Bussen angefahren wird, weil es eben das bedarfsgesteuerte Sammeltaxi geben wird, das den nächsten Bahnhof anfährt", konkretisiert Karas.
Durch weniger Haltestellen werde der Linienbus beschleunigt, die Menschen sind so schneller am Hollabrunner Bahnhof. "Da können sie auch schöner umsteigen", spricht Karas an, dass die Bahnhöfe der Gemeinde Wullersdorf nicht barrierefrei sind.
Finale Phase von Vergabeprozess
Derzeit läuft der Vergabeprozess für das bedarfsgesteuerte Anrufsammeltaxi, der sich in der finalen Phase befindet. Voraussichtlich im Dezember wird der Bestbieter den Zuschlag bekommen, dann wird fixiert, wann genau das Sammeltaxi seinen Betrieb aufnimmt. Von den Sammelstellen werden die Passagiere zum nächsten Bahnhof gebracht. "Es ist ein Riesengewinn für die Region", ist Karas von den Vorteilen überzeugt.
Bahnhöfe an der Nordwestbahnstrecke, wie der Bahnhof Guntersdorf, werden künftig nur noch von bedarfsorientierten Sammeltaxis angefahren.
Einer, der das nicht ist, ist Roland Weber, Bürgermeister von Guntersdorf (ÖVP). Er ist überzeugt, dass hier Nachfrage geschaffen werde, wo es gar keinen Bedarf gibt. Gerade im ländlichen Raumen seien ältere Menschen, oder jene, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, im Familienverband integriert, haben Freude oder Nachbarn. So nimmt man die ältere Nachbarin zum Einkaufen oder zum Arzt mit. "Diese gesellschaftliche Verantwortung haben wir", ist er überzeugt.
Bürgermeister fürchtet, dass Bahnhof aufgelassen werden könnte
Seines Erachtens habe sich das Bussystem gut etabliert, gerade die Pensionisten könnten es sich einteilen, die Busse zu nehmen. Seine Befürchtung: Fahren die Linienbusse den Bahnhof nicht mehr an, könnten die ÖBB seine Existenz generell hinterfragen. "Es gibt seitens der ÖBB keinerlei Signale, den Bahnhof zuzusperren", weiß Karas, da es in der Früh um die 300 Einsteiger am Guntersdorfer Bahnhof gibt.
"Wir nehmen den Gemeinden nichts weg, sie bekommen ein tolles neues System."
NÖVOG-Busplaner
Gerade für Guntersdorf würde sich die Situation verbessern. "Die neue Hauptachse führt durch den Ort, das heißt man kann sogar innerorts mit dem Bus fahren. In den Katastralgemeinden fährt das bedarfsgesteuerte Taxi - das gibt es heute noch nicht", so der NÖVOG-Busplaner. So werde etwa das Guntersdorfer Industriegebiet, wo Ende November die neue Billa-Filiale eröffnet wird, eine Bushaltestelle bekommen.
Hogl hält Sammeltaxi für gute Idee
Wullersdorfs Bürgermeister Richard Hogl (ÖVP) versteht die Sorgen seines Amtskollegen und versichert, sich für seine Anliegen einzusetzen, versteht aber das Ansinnen der NÖVOG. "Unsere Bahnhöfe sind nicht barrierefrei, darum kann man mit dem Bus gleich nach Hollabrunn fahren." Die beiden Bahnhöfe würden zu 90 Prozent von Pendlern genutzt, die keinen Lift brauchen. Das bedarfsgesteuerte Sammeltaxi hält Hogl für eine gute Idee, "Es ist auf den Mikroverkehr ausgerichtet", betont er.
Die klassischen Schülerbusse bleiben übrigens weiterhin bestehen. Die Schüler dürfen das bedarfsgesteuerte Sammeltaxi erst ab 14 Uhr nutzen, um etwa in die Musikschule zu kommen. Fahrten sind von Montag bis Freitag wahrscheinlich bis 22.30 Uhr möglich, samstags ist es ebenfalls unterwegs.
Bevor es in Betrieb geht, werde es auf jeden Fall Informationen für die Gemeinden geben, ebenso wie Schulungen für Senioren und Gemeindemitarbeiter. Das Sammeltaxi kann zur Sammelstelle via App oder Anruf gebucht werden. Und: "Die Gemeinden müssen, im Gegensatz zu früher angedachten Modellen, nichts dazuzahlen", so Karas.
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