Vom Tätowierer zum Fahrradmechaniker: Das WUK re.cycle macht's möglich

WUK re.cycle Gänserndorf
Da der Anteil der Langzeitarbeitslosen im Bezirk Gänserndorf am höchsten in NÖ ist, schuf das AMS 26 neue Transitarbeitsplätze.

Robert Bareis wird in der nächsten Woche 56 Jahre alt. Er war im Innenausbau auf der ganzen Welt im Einsatz, ins Arbeitsleben eingestiegen ist er als Tätowierer, später hat er Kfz-Mechaniker gelernt. Um die sieben Jahre war er, mit Unterbrechungen, arbeitslos. 

"Im Mai hab ich als Transitarbeitskraft hier begonnen. Seit 1. Oktober bin ich angestellt und mache gerade die Ausbildung zum Fahrradtechniker", ist dem Weikendorfer (Bezirk Gänserndorf) die Freude anzuhören, endlich wieder einen Job zu haben. Transitarbeitskraft war er bei WUK re.cycle, einem neuem Projekt des AMS für langzeitarbeitslose Menschen im Bezirk Gänserndorf.

Erfolgsgeschichten wie diese sollen sich am Gelände des ehemaligen Bauhofs in der Schönkirchner Straße in Gänserndorf möglichst oft wiederholen: Das WUK re.cycle hat das Areal von der Stadtgemeinde gepachtet, um dort 26 Transitarbeitskräfte auszubilden. Eingezogen ist das Team, wie berichtet, im Mai. "Ab Anfang 2026 sollen alle Plätze besetzt sein", sagt Andreas Keplinger, der das Projekt leitet. "Das ist ein starker Impuls gegen Langzeitarbeitslosigkeit", ist Sandra Kern, Landesgeschäftsführerin des AMS stolz. 

Reinigen, reparieren und verkaufen

Was genau ist WUK re.cycle? Gebrauchte Altwaren, Möbel, Elektrogeräte können hier abgegeben werden. Sie werden gereinigt, repariert und dann wieder verkauft. "Der Schwerpunkt liegt auf Fahrrädern", weiß die AMS-Landeschefin. Verkauft werden Geschirr und Co. nicht nur am sozialökonomischen Betrieb in der Schönkirchner Straße, sondern auch im kleinen Verkaufsshop samt Imbissstube neben dem Rathaus. Oder auch auf Verkaufsplattformen im Internet. 

Die Transitarbeitskräfte lernen hier Fähigkeiten, die sie am Arbeitsmarkt wieder brauchen. Eine davon ist Zejfa Beganovic, die gern ihre Schätze herzeigt. "Ich bin seit vier Monaten hier", erzählt sie. Sie hat die Werkstatt mit aufgebaut, die Blumenbeete angelegt und steht auch im Shop. "Wir bekommen viele Sachspenden", freut sich Beganovic, dass immer etwas zu tun ist. Was die 51-Jährige am liebsten macht? "Reinigen", schmunzelt sie. Darum strebt sie auch einen Vollzeitjob im Reinigungsbereich an.

WUK re.cycle

Zejfa Beganovic ist seit vier Monaten Transitarbeitskraft bei WUK re.cycle. Sie reinigt und repariert Haushaltsgeräte, backt Kuchen für den Shop und wünscht sich einen Job als Reinigungskraft.

Das Projekt, das auf Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit setzt, wurde aus gutem Grund im Bezirk realisiert? "Gänserndorf ist der Bezirk mit dem höchsten Anteil an Langzeitarbeitslosen", erklärt Kern. Zwölf Prozent beträgt der Anteil im Schnitt in Niederösterreich. "In Gänserndorf sind es 17 Prozent", so Kern. 3,5 Millionen Euro an Fördermittel werden heuer für dieses Projekt in die Hand genommen.

Georg Grund-Groiss, Leiter des AMS Gänserndorf, nickt bei diesen Zahlen. "Wir sind im - sozialen - Schlagschatten der Metropole Wien." Das mache sich eben auch bei den Zahlen bemerkbar; vieles im Bezirk sei überproportional. Als Beispiel nennt er die Langzeitarbeitslosen - das sind Menschen die seit einem Jahr oder länger keine Arbeit gefunden haben - mit gesundheitlichen Problemen. In Bezirk Gänserndorf sind das im Schnitt 27 Prozent, niederösterreichweit nur 22 Prozent. 

Historischer Moment für Gänserndorfer AMS

Darum bezeichnet er die Eröffnung des WUK re.cycle als "historisch bedeutsame Sache für das Gänserndorfer AMS". Denn damit gibt es in der Bezirkshauptstadt insgesamt 55 Transitarbeitsplätze. 26 bei WUK re.cycle, 29 bei WUK bio.pflanzen in der Novofermstraße. Hier wurde bereits 2024 von 19 auf 29 Arbeitsplätze erhöht. Diese 55 Arbeitsplätze werden im Schnitt zwei Mal pro Jahr besetzt, darauf ist Grund-Groiss ebenfalls stolz.

"Die eigene Wertschätzung steigt einfach wieder, wenn du weißt, es gibt Menschen, die dich brauchen."

von Robert Bareis

ehemaliger WUK-Transitarbeiter

"Die Kreislaufwirtschaft ist eine zukunftsweisende Branche und soziale Unternehmen sind im Bereich ReUse der treibende Motor", ist Roman Stachelberger, Vizepräsident der NÖ Umweltverbände, froh, dass im WUK re.cycle gezeigt wird, wie ökologische Verantwortung und soziale Integration Hand in Hand gehen können.

WUK re.cycle

WUK re.cycle

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WUK re.cycle

WUK re.cycle

WUK re.cycle

Gänserndorfs Bürgermeister René Lobner bezeichnet die Realisierung des WUK re.cycle als "Meilenstein in der Sozialpolitik". Der Bezirk sei benachteiligt, was die Infrastruktur betrifft. Dadurch seien aber die Sozialpartner zusammengerückt, um Lösungen für den Bezirk zu finden. 

Mit neuem Job kommen Wertschätzung und Motivation wieder

"Die eigene Wertschätzung steigt einfach wieder, wenn du weißt, es gibt Menschen, die dich brauchen", ist Robert Bareis glücklich, einen Job nur fünf Minuten von seinem Heimatort gefunden zu haben. "Jetzt bild' ich mich weiter", sagt der 55-Jährige, der nicht nur die Ausbildung zum Fahrradtechniker, sondern auch eine Fortbildung im Coaching-Bereich macht. 

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