"WUK re.cycle": Gänserndorfer AMS schafft 26 Transitarbeitsplätze

WUK re.cycle Gänserndorf
In einem neuen Betrieb für Kreislaufwirtschaft werden Langzeitarbeitslose fit für den Arbeitsmarkt gemacht.

Zusammenfassung

  • Das neue Projekt 'WUK re.cycle' in Gänserndorf bietet 26 Plätze für Langzeitarbeitslose in der Kreislaufwirtschaft.
  • 'ReVital' dient als Dachmarke für das Projekt, das Altwaren sammelt, aufbereitet und verkauft.
  • Zusätzlich zum neuen Standort am alten Bauhof soll es einen Shop im Stadtzentrum geben.

„Manchmal trifft das Glück den Zufall.“ So beschreibt Andreas Keplinger die Umstände, wie es dazu kam, dass aktuell ein neues AMS-Projekt für Langzeitarbeitslose in Gänserndorf realisiert wird. Es trägt den Namen „WUK re.cycle – soziale Land- und Kreislaufwirtschaft Marchfeld“.

„Es ist ein großer Sprung für uns“, freut sich der Gänserndorfer AMS-Bezirksstellenleiter Georg Grund-Groiss. Derzeit gibt es im „WUK bio.pflanzen“, das Keplinger gemeinsam mit Cornelia Fürlinger leitet, 29 Plätze für Langzeitarbeitslose. „Jetzt sind wir dabei, das WUK re.cycle aufzubauen“, informiert Keplinger, dass es zusätzliche 26 Plätze für Transitarbeitskräfte im „WUK re.cycle“ geben wird. Grund-Groiss freut dies besonders, denn mit 18,6 Prozent gibt es im Bezirk Gänserndorf um etwa ein Viertel mehr Langzeitarbeitslose, als im Landesdurchschnitt (14,8 %). 

„Für die müssen wir etwas tun“, war dem AMS-Chef klar. Auch das AMS Niederösterreich wollte in der Region mehr Arbeitsplätze für Menschen, die länger als ein Jahr keiner Arbeit nachgehen, schaffen. Die Frage war: „Was ist zeitgeistig?“, berichtet Grund-Groiss. Gleichzeitig war Keplinger in Oberösterreich, um sich das Konzept von „ReVital“ anzusehen. Hier werden Altwaren gesammelt, in qualifizierten Einrichtungen aufbereitet und wieder verkauft.

„ReVital soll in Niederösterreich aufgebaut werden und wir sind dabei!“, ist Grund-Groiss begeistert, dass der Markenlizenzvertrag kurz vor der Unterzeichnung stand, als der KURIER einen exklusiven Blick in den neuen Standort werfen durfte. „Wir sind noch eine Baustelle“, sagte Keplinger schmunzelnd. Das „WUK re.cycle“ wird nämlich nicht bei „WUK bio.pflanzen“ in der Novofermstraße angesiedelt, sondern am ehemaligen Bauhof der Stadtgemeinde in der Schönkirchner Straße. „Wir sind zwar am Stadtrand, aber doch fußläufig erreichbar. So werden wir sichtbarer“, freut sich Keplinger. 

Nachdem die Idee, mit Langzeitarbeitslosen in die Kreislaufwirtschaft einzusteigen, geboren war, kam es zur nächsten glücklichen Fügung: Die Stadtgemeinde errichtete einen neuen Wirtschaftshof, so wurde das alte Gelände vor wenigen Wochen frei. „Es war eine Leistung der Vernetzung“, denkt Grund-Groiss daran, wie er mit Bürgermeister René Lobner über die Nachnutzung gesprochen hat. Im Gemeinderat fiel bereits der Beschluss, das Areal an das WUK zu vermieten. 

Nun wird umgebaut und gestrichen, denn Ende des Jahres soll der Vollbetrieb mit 26 Transitarbeitskräften starten. 

Eigener Shop für "WUK re.cycle" ist in Arbeit

Was geschieht dann genau in der Schönkirchner Straße? „Wir nehmen gute, gebrauchte Altwaren wie Elektrogeräte oder Fahrräder entgegen, reinigen und reparieren sie und danach werden sie verkauft“, fasst der Leiter zusammen. Gefördert wird der Betrieb vom AMS, „ReVital“ fungiert als Dachmarke. „Sie haben aber den Auftrag der Eigenerwirtschaftung von 20 Prozent“, erklärt Grund-Groiss. Diese sollen mit dem (Online)Shop eingespielt werden. 

Das führt zur nächsten Frage: Wo wird es den Shop geben? „Wenn alles gut geht, neben dem Rathaus“, sagt Keplinger. Gespräche mit dem Vermieter waren im KURIER-Besuch gerade im Gange. Idealerweise wird vor dem Sommer eröffnet. Dort gibt es dann nicht nur kleinere recycelte Geräte zu kaufen, sondern auch einen kleinen, vegetarischen, Imbiss. „Mit Gemüse aus dem WUK bio.pflanzen und geretteten Lebensmitteln“, erklärt der WUK-Leiter, dass sich der Gedanke der Kreislaufwirtschaft durch alle Bereiche ziehen wird. 

Büroarbeit, Vertrieb, Verkauf und Reparaturen

Welcher Arbeit können die Transitarbeitskräfte künftig im „WUK re.cycle“ nachgehen? „Es ist viel Roharbeit“, erklärt Keplinger, der die Ausbildung zum abfallrechtlichen Geschäftsführer absolviert hat. Zum einen geht es darum, zu dokumentieren, welche Waren ein- und welche hinausgehen. Die Geräte oder Möbelstücke gehören fotografiert und online gestellt. Außerdem werden die Stücke gereinigt, nach „ReVital-Kriterien“ auf Funktionstauglichkeit geprüft und bei Bedarf repariert. „Oft sind es nur Kleinigkeiten“, weiß Keplinger, dass dafür kein Techniker gebraucht wird. Darum wird ab Herbst ein Elektriker vor Ort sein, der den Männern und Frauen des AMS-Projekts Dinge repariert. 

Was es neben Waschmaschinen, Möbeln und Co. noch zu erstehen geben wird, sind Fahrräder. „Das berühmte Bahnhofsfahrrad kann jeder brauchen, das wird eh immer gestohlen“, scherzt der WUK-Leiter. Einige Drahtesel sind bereits in den Garagen zu finden. 

Im WUK re.cycle sollen Altstoffe zerlegt werden dürfen

Ein weiteres Ziel für die Zukunft nennt Keplinger im KURIER-Gespräch: „Wir wollen Altstoffsammelzerlegung anbieten.“ Wird die Abfallanlage genehmigt, werde er der Geschäftsführer werden. „Wir sind aber keine Deponie“, betont Keplinger. Die Ausbildung zum abfallrechtlichen Geschäftsführer musste er machen, um dann auch sogenannte gefährliche Abfälle annehmen zu dürfen. „Darunter fällt schon eine Waschmaschine mit LED-Anzeige“, klärt er auf. 

Was Projektleiter besonders gefällt: Einige Transitarbeitskräfte sind  bereits vor Ort, um bei der Adaptierung der Gebäude zu helfen: „Sie sind alle motiviert und mit dabei, etwas Neues aufzubauen.“ Grund-Groiss kann die Euphorie nachvollziehen: „Auf einmal hat man wieder Kollegen, ist in einem Team und hat eine Aufgabe – das macht einen Unterschied.“ Andreas Keplinger ergänzt: „Es ist eine schöne Aufgabe, eine kleine Spur Zukunft zu bewegen.“ Der AMS-Chef findet, dass das Projekt sehr gut zum Bezirk passe. „Die Jobchancen sind da. Im Bezirk – und außerdem sind wir in der Nähe von Wien“, freut sich Grund-Groiss darauf, noch mehr Langzeitarbeitslosen die Chance auf den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt zu geben. 

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