Kein Job, weniger Gehalt: Neue AMS-Initiative unterstützt Frauen

AMS NÖ-Chefin Sandra Kern steht mit EMMY-Teilnehmerin Joyce und Beraterin Cathrin Schröck vor dem Beratungsbus
Beratungsprogramm will junge Frauen in den Arbeitsmarkt holen. Vor allem jene mit Migrationshintergrund werden aktuell abgehängt.

Es ist eine bedenkliche Entwicklung: Immer mehr junge Menschen in Niederösterreich sind ohne Job. So waren im Jänner 2025 2.107 Frauen im Alter bis 24 Jahren sowie 3.696 Männer arbeitslos. Dazu kommen jene, die eine Lehrstelle suchen oder Schulungen absolvieren. Insgesamt waren 2024 um 14 Prozent mehr junge Menschen auf Jobsuche als noch im Jahr 2023.

An den fehlenden Arbeitsplätzen liegt es nicht: Das AMS bietet weit mehr Stellen an, als etwa vor zehn Jahren. Vor allem Frauen bleiben dem Arbeitsmarkt fern. Ihre Erwerbsquote (bei Frauen bis 24) betrug zuletzt 56,3 Prozent, bei den gleichaltrigen Männern hingegen 62,4 Prozent. Und gehen sie arbeiten, verdienen sie aktuell um 34 Prozent weniger als Männer.

  • Im Jänner 2025 befanden sich in NÖ 4.737 junge Frauen bis 24 Jahre und 5.801 junge Männer auf Arbeits- oder Lehrstellensuche bzw. waren in Schulungen. Das sind um 15,2 Prozent bzw. um 14 Prozent mehr als im Jänner 2024.
  • Die Erwerbsquote von jungen Frauen in Niederösterreich beträgt 56,3 Prozent, jene von jungen Männer 62,4 Prozent. Über alle Altersgruppen hinweg liegt sie bei 74,9 Prozent (Frauen) und 82,5 Prozent (Männer).
  • Bei jungen Frauen mit Migrationshintergrund sind nur 62,2 Prozent aller Frauen am Arbeitsmarkt aktiv, bei den Männern sind es 76,5 Prozent.
  • Der Gender-Pay-Gap ist groß: In Niederösterreich lag das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen 2023 von Männern bei 66.497 Euro, bei Frauen bei 34.870 Euro - das sind um 34 Prozent weniger.
  • Weibliche Lehrlinge erhalten im Schnitt um 15 Prozent weniger Lehrentschädigung.
  • Pensionistinnen erhalten um rund 30 Prozent weniger Pension.

Für das AMS sind die Zahlen alarmierend genug, um gegenzusteuern. Junge Frauen sollen künftig noch mehr Chancen und Orientierung am Arbeitsmarkt erhalten. Möglich soll dies die neue Beratungsinitiative EMpower MYself (EMMY) machen, die sich an Mädchen und junge Frauen zwischen 15 und 25 Jahren richtet. An zwei fixen Standorten - in St. Pölten und in Purkersdorf - sowie mobil mit Hilfe des EMMY-Busses kann bis zu 300 jungen Frauen Unterstützung angeboten werden

Verschärfte Lage bei Frauen mit Migrationshintergrund

Die Gründe für das Fernbleiben der Frauen am Arbeitsplatz sind vielfältig. Neben der demographischen Entwicklung, sind das etwa auch der längere Verbleib im Bildungssystem und die Tatsache, dass Frauen noch immer den Großteil der Care-Arbeit stemmen. Schaut man die Statistik genauer an, sieht man jedoch, dass sich bei Frauen mit Migrationshintergrund die Lage zuletzt verschärft hat. Sie sind generell noch weniger am Arbeitsmarkt präsent als Männer mit Migrationshintergrund. Die Zahl jener jungen Frauen, die im Vorjahr vom AMS NÖ betreut wurden, ist von 24 auf 40 Prozent gestiegen.

EMMY-Teilnehmerin Joyce wird im Beratungsbus von Cathrin Schröck gecoacht

Nicht die Frauen kommen zur Beratung, die Beratung kommt per Bus zu den jungen Frauen

„Langfristige Prognosen zeigen, dass die Zahl der erwerbsfähigen Personen in NÖ zurückgehen wird, da geburtenstarke Jahrgänge Zug um Zug in Pension gehen werden. Es ist daher entscheidend, dass junge Menschen am Arbeitsmarkt nachhaltig Fuß fassen können", erklärt AMS NÖ-Chefin Sandra Kern. Hier sehen Experten Potenzial bei jungen Frauen, vor allem bei jenen mit Migrationshintergrund. Es sei gerade diese Gruppe, die Unterstützung brauche um ein selbst bestimmtes Leben führen zu können,  sagt Kern. Das neue Angebot sichtet sich daher vor allem an sie. 

Maßgeschneiderte Beratung

Mit Hilfe von EMMY - der Bus steuert etwa Messen, Events, Bildungseinrichtungen und AMS-Geschäftsstellen an - sollen sie künftig niederschwelliger Unterstützung beim Entdecken der persönlichen Kompetenzen erfahren. So stehen bei Bedarf kleine Werkbänke zum Probieren bereit, es gibt Workshops und Einzelcoachings, bei denen auf kulturelle Unterschiede oder bestimmte Lebensphasen Rücksicht genommen wird. Auch die Eltern werden bei Bedarf in die Beratung miteinbezogen.

„Fokusgruppen zeigen, wie wichtig frauenspezifische Angebote für junge Frauen sind.  Noch immer erzählen junge Frauen von einem Gegenwind, wenn sie untypische Ausbildungen machen wollen – sowohl seitens der Eltern, von Lehrkräften oder dem privaten Umfeld", berichtet Sozialforscherin Nadja Bergmann

Aktuell nutzen 56 junge Frauen das Programm.

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