NÖ: Eine Milliarde Euro für den Hochwasserschutz

UNWETTER: NIEDERÖSTERREICH - SITUATION IN ASPARN
15-seitiger Expertenbericht dient als Grundlage für Hochwasserschutzmaßnahmen.

Das verheerende Hochwasser vom September des Vorjahres ist in Niederösterreich in einem 15-seitigen Expertenbericht aufgearbeitet worden. Dieser dient als Grundlage für diverse Maßnahmen, die das Land in Reaktion auf das wuchtige Naturereignis umsetzen will. Bis 2040 wird es ein Investment von einer Milliarde Euro in den Hochwasserschutz geben. Der Gesamtschaden der Ereignisse von vor einem Jahr wird mit 1,07 Milliarden Euro beziffert.

Ab Mitte September 2024 gingen in Niederösterreich beträchtliche Regenfälle nieder. An mehreren Gewässern wurde ein 100-jährliches Hochwasser erreicht, teils wurden auch Marken eines 300-jährlichen Ereignisses überschritten. Nach den Regenfällen wurde eine Arbeitsgruppe um Universitätsprofessor Friedrich Zibuschka mit der Aufarbeitung des Geschehens beauftragt. Die Conclusio wurde von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) im Juli als "Handlungsanleitung" für das künftige Vorgehen skizziert. Die Umsetzung soll "Schritt für Schritt" vorgenommen werden.

Bereits ab den Überflutungen von 2002 wurden 1,6 Milliarden Euro für 800 Hochwasserschutzprojekte und den Ausbau des Frühwarnsystems ausgegeben. "Jeder einzelne Euro war gut investiertes Geld. Jetzt werden wir an jeder Stellschraube drehen, um weitere Verbesserungen vorzunehmen", kündigte Mikl-Leitner in einem der APA übermittelten Statement an.

Flüssen soll mehr Raum gegeben werden

Ähnlich äußerte sich Landesvize Stephan Pernkopf (ÖVP), als Landesrat für den Katastrophenschutz zuständig. "Wir waren schon im vorigen Jahr gut aufgestellt und stellen uns jetzt für zukünftige Katastrophen auf. 30 Hochwasserschutzprojekte stehen aktuell im Bau." Bis 2040 wird ein Investment von einer Milliarde Euro in den Hochwasserschutz vorgenommen. Vorgesehen sind im Expertenbericht zudem auch mehr Raum für die Flüsse - Stichwort Retentionsflächen - sowie Anpassungen bei Raum- und Bauordnung.

Weiters soll es zu einer Verbesserung der kritischen Kommunikationsinfrastruktur und auch zu einer Erhöhung der Ausfallsicherheit kommen. Maßnahmen gegen Hangwasser sind ebenfalls im Bericht enthalten, hinzu kommt die Anschaffung von Spezialgeräten für Sicherungs- und Pump-Tätigkeiten. Gewässerpflege und -instandhaltung sollen ausgebaut werden. Eine Stärkung und Professionalisierung wird es laut dem Konzept für die Wasserverbände geben, Bemessungsansätze für Hochwasserschutzanlagen und Schutzniveaus für kritische Infrastruktur werden evaluiert. In Sachen Trinkwasser soll es zu einer Erhöhung der Versorgungssicherheit kommen, so eine weitere Empfehlung.

Für Sonderkatastrophenschutzpläne in Gemeinden ist ein Ausbau vorgesehen, gleichzeitig will man aber auch auf mehr Eigenverantwortung und Risikobewusstsein in der Bevölkerung setzen. Ein Fokus gilt zudem dem Ausbau von Messnetz-Prognosesystemen. Hier soll es noch im Herbst zu einer massiven Erweiterung von Pegelmessstationen kommen, kündigte Pernkopf an. 40 Gemeinden arbeiten außerdem an Regenwasserplänen, weitere 20 sind in Vorbereitung. Trotz des Maßnahmen-Konvoluts unterstreicht der Landesvize aber: "Solche Regenmassen in so kurzer Zeit, noch dazu flächendeckend, können nicht schadlos vorübergehen. Hundertprozentigen Schutz kann und wird es nie geben."

Mikl-Leitner spricht von einer der "dunkelsten Stunden"

Rückblickend werden die Tage im September 2024 von Mikl-Leitner als "eine der dunkelsten Stunden in der jüngsten Geschichte unseres Landes" bezeichnet. Ganz Niederösterreich wurde zum Katastrophengebiet erklärt. Es gab fünf Todesfälle zu beklagen. Speziell gefordert waren die Blaulichtorganisationen. Von 14. bis 20. September wurden täglich 5.000 bis 10.000 Einsatzkräfte aufgeboten, insgesamt waren es 131.000 Helfer aus allen Bundesländern.

Hinsichtlich der Schäden wurde der Beihilfesatz von 20 auf 50 Prozent angehoben. Bei Härtefällen konnten bis zu 80 Prozent ersetzt werden. 360 Millionen Euro an Hilfsgeldern wurden insgesamt ausbezahlt, 23.200 entsprechende Anträge abgearbeitet.

Mit 356 Millionen Euro verbuchte die Region St. Pölten, Bezirk und Stadt kombiniert, den höchsten Schadenswert. Ausbezahlt wurden hier 146 Millionen Euro an Hilfen. Es folgten die Bezirke Tulln (222 Millionen Schäden, 102 Millionen ausbezahlte Hilfen) und Melk (92 Millionen Schäden, 40 Millionen Hilfen).

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