Notfallplan: So rüstet man sich für das Hochwasser

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Die Flut 2024 hat gezeigt: Es kann jeden treffen. Das Landwirtschaftsministerium ruft Menschen auf, sich auf den Fall des Falles einzustellen.

Autos wurden von den Wassermassen mitgerissen, Straßen waren nicht passierbar und Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Das Schlimmste: Fünf Menschen verloren ihr Leben. Das Hochwasser, das Niederösterreich im September 2024 heimsuchte, ist wohl noch jedem in Erinnerung.

Weil solche Extremereignisse zunehmen werden, hat das Landwirtschaftsministerium, das auch für Klima- und Umweltschutz zuständig ist, am Freitag ein Zehn-Punkte-Aktionsprogramm für Hochwasserschutz präsentiert.

Baulicher Schutz und Renaturierung

Entscheidend dabei ist der Ausbau von Schutzsystemen wie Rückhaltebecken oder Renaturierungsprojekte (siehe unten). Weil aber jeder einzelne einen Beitrag leisten kann, damit er im Fall des Falles gerüstet ist, hat Minister Norbert Totschnig (ÖVP) gemeinsam mit Christian Schimanofsky, Direktor des Kuratorium für Verkehrssicherheit, eine Infokampagne vorgestellt, die zeigt, welche Maßnahmen jeder einzelne setzen kann. Hier die wichtigsten Punkte:

Informieren

Auch wenn noch kein Tropfen Regen gefallen ist, sollte man sich informieren, ob man in einem Gebiet wohnt, das besonders gefährdet ist. Auch die Gefährdungslage des Arbeitsplatzes oder häufig besuchter Orte sollte man kennen. Zwei Webseiten geben darüber Aufschluss, wie gefährdet eine Region ist: die interaktive Risikolandkarte hora.gv.at sowie das Portal ehyd.gv.at, das über aktuelle Pegelstände informiert.

Notfallplan erstellen

Wer einen solchen Plan vorab gemacht hat, kann im Fall des Falles schneller und auch gezielter reagieren. Dazu gehört es, Dokumente, Wertgegenstände sowie Chemikalien in Sicherheit zu bringen. Eine Notfallausrüstung, die Medikamente und Nahrungsmittel enthält, sollte parat liegen – Fluchtwege und Evakuierungspläne für Tiere sollten bekannt sein.

Hochwassersicher bauen

Nicht nur wo, sondern auch wie man ein Haus baut, ist entscheidend: Wasserunempfindliche Baustoffe, die möglichst wenig Hohlraum haben, sind das Baumaterial der Wahl. Wer wenig versiegelt und erosionsanfällige Flächen bepflanzt, tut viel für den Hochwasserschutz.

Das Zuhause schützen

Bestehende Häuser und Wohnungen können gesichert werden, indem etwa gefährdete Bereiche des Mauerwerks wasserabweisend beschichtet werden. Rückstauklappen in den Abwasserleitungen verhindern, dass Wasser aus dem Kanalnetz ins Haus eindringt. Heizkessel, Waschmaschinen und andere wichtige Geräte platziert man nicht im Keller, sondern in weniger gefährdeten Stockwerken. Wo das nicht möglich ist, baut man für die Geräte zumindest erhöhte Podeste. Wer Sandsäcke oder aufblasbare Schutzwände zu Hause hat, ist gut auf den Ernstfall vorbereitet.

Fahrzeug sichern

Bereits ab einer Wassertiefe von 30 Zentimeter können Autos abdriften. Ist Hochwasser zu befürchten, sollten diese aus dem Risikogebiet entfernt werden. Unterführungen und Tiefgaragen laufen besonders schnell voll.

Vorsicht bei Strom und Heizung

Droht eine Überflutung, muss der Strom abgeschaltet werden, nasse Elektrogeräte und Steckdosen darf man keinesfalls berühren. Heizsysteme im Keller sollten ebenso abgestellt werden, Öl- und Gashahn zugedreht sein. Wärmepumpen sichert man mit Sandsäcken.

Auf die Gefahrenzonen achten

Dass man bei Hochwassergefahr nicht in den Keller geht, sollte eigentlich klar sein. Manche Menschen versuchen in der Hektik noch Wertsachen zu sichern, was lebensgefährlich ist. Auch Areale rund um Schächte und Senken sollte man meiden.

Nach der Flut: Dokumentieren und melden 

Ist das Haus massiv beschädigt, sollte man die Feuerwehr kontaktieren. Die Schäden sollte man fotografieren und im Detail schriftlich festhalten.

 Welche baulichen Maßnahmen getroffen werden sollten

100 Millionen Euro investiert der Bund jährlich in Projekte zum Hochwasserschutz, weitere 100 Millionen fließen in die Wildbach- und Lawinenverbauung. Diese Zahlen präsentierte Umweltminister Norbert Totschnig bei der Vorstellung des Aktionsprogramms für Hochwasserschutz.
Dazu zählen die Evaluierung bestehender Schutzsysteme sowie der Wiederaufbau beschädigter Infrastruktur, aktuell an der Leitha in Niederösterreich. Durch Raumplanung und eine Flächensicherungsinitiative soll künftig mehr Platz für Wasser geschaffen werden. Werden dafür Grundstücke benötigt, erhalten Eigentümer eine Entschädigung.

Versiegelte Flächen verstärken Hochwasser

 Wer sich vor Hochwasser schützen will, sollte auch auf eine möglichst geringe Verbauung achten. Darauf weist der Ökologe Franz Essl hin:  „Versiegelte Flächen tragen im Vergleich zu natürlichen Flächen überproportional zum Hochwasserrisiko bei“, sagt er auf KURIER-Anfrage. Da in Österreich die Gemeinden Bauland ausweisen, müsste man hier über strengere Vorgaben nachdenken. Minister Totschnig sieht das anders: „Diese Versiegelungen sind bei großen Hochwasserereignissen nur eine untergeordnete Kategorie.“ 

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