NÖ-Delegation in Ukraine: "Sind verlässlicher Partner"

Zusammenfassung
- Eine 60-köpfige niederösterreichische Wirtschaftsdelegation besucht die Ukraine, um wirtschaftliche und politische Gespräche zu führen.
- Der Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg erfordert etwa 500 Milliarden Euro und bietet Chancen für österreichische Unternehmen.
- Die Ukraine diskutiert Strategien zur Nutzung des Wiederaufbaus zur Stabilisierung und Anwerbung von Arbeitskräften.
Am Sonntagnachmittag machte sich eine rund 60-köpfige niederösterreichische Wirtschaftsdelegation rund um Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Industriellenvereinigung-NÖ-Präsident Kari Ochsner auf den Weg in die Ukraine. Bei der Anreise nach Kyjiw betonte die Landeshauptfrau: „Niederösterreich steht der Ukraine als verlässlicher Partner zur Seite.“

Seit Februar 2022 tobt der Krieg in der Ukraine
Im Norden die gescheiterte Offensive, im Süden ein Stellungskrieg, der aussichtslos scheint: Es herrscht Krieg in der Ukraine, und das mittlerweile seit drei Jahren. Was bleibt, ist Hoffnung. Die Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende und damit auch auf den Start eines Wiederaufbaus. Denn die sogenannte kritische Infrastruktur liegt vielerorts in Schutt und Asche.
Schub für Wirtschaft
Die Menschen in der Ukraine brauchen Straßen, eine Energieversorgung und oftmals auch schlichtweg ein Dach über dem Kopf. Rund 500 Milliarden Euro werden für den Wiederaufbau nötig sein, meinen Experten. Um das Land nach dem Krieg wieder auf Kurs zu bringen, braucht es aber auch einen Schub für die Wirtschaft. Schon jetzt ist bei Unternehmern das Interesse groß – auch in Niederösterreich. Neu ist die wirtschaftliche Verbindung zwischen der Ukraine und Österreich aber nicht; vor dem Krieg war es bereits sechstgrößter Investor in der Ukraine. Aktuell sind 1.000 Firmen aus Österreich in der Ukraine aktiv, 200 davon haben dort Niederlassungen. Eine erfolgreiche Verbindung also, an die man trotz Krieg anschließen möchte.

Die Zerstörungen infolge des Krieges sind enorm
Dafür reiste nun eine Delegation der Industriellenvereinigung, der Wirtschaftskammer sowie des Landes NÖ in die Ukraine. In den nächsten Tagen werden Gespräche mit politischen Vertretern und Wirtschaftsexperten des Landes geführt, als symbolischer Schulterschluss wird zudem ein „Memorandum of Understanding“ unterzeichnet. „Es soll einen regelmäßigen Austausch geben“, formulierte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner ein klares Ziel. Denn NÖ stehe der Ukraine als Partner zur Seite und will das Land nicht nur humanitär, sondern auch wirtschaftlich unterstützen. „Wir helfen damit aber auch unseren Niederösterreichischen Unternehmen, hier ihr Know-how anzubieten und damit den Wirtschaftsstandort NÖ und die heimischen Arbeitsplätze zu sichern.“
Neben Betriebsbesuchen sind bei der mehrtägigen Wirtschaftsmission auch Gespräche mit hochrangigen Politikern vorgesehen: unter anderem mit dem Bürgermeister von Kyjiw, Vitali Klitschko, Ministerpräsident Denys Schmyhal, Wirtschaftsministerin Julija Swyrydenko, Infrastrukturminister Dmytro Kuleba und Energieminister German Galushchenko.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Industriellenvereinigung-NÖ-Präsident Kari Ochsner im Gespräch mit ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz
Aktuelle Lage
ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz gab der Delegation im Zuge der Anreise einen Einblick über die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg und ging unter anderem auf den Wiederaufbau ein. Erstens sei noch völlig offen, wie mögliche Aufträge vergeben werden. Man stehe hier am Anfang. Zweitens beschäftige sich die Ukraine bereits sehr intensiv mit der Frage, wie der Wiederaufbau dazu genützt werden könne, die arbeitsfähige Bevölkerung, vor allem nach dem Krieg, im Land halten zu können. Nicht nur das: „Die Ukraine überlegt sich heute bereits, wie sie Arbeitskräfte importieren kann, damit sie Kräfte für den Wiederaufbau haben wird“, sagte er. Die wirtschaftliche Perspektive sei laut Wehrschütz für die ukrainische Bevölkerung von großer Bedeutung, da sie nicht nur für Anreize am Arbeitsmarkt sorge, sondern auch Wertschöpfung generiere.
Perspektivisch sagte Wehrschütz, dass sich die Ukraine „möglicherweise zwischen Hammer und Amboss befindet“, denn der amerikanische Vorschlag zur Lösung des Rohstoffabkommens sei ein „Knebelungsvertrag für die Ukraine. Wenn es hier nicht irgendeinen Versuch gibt, auf EU-Ebene gegenzusteuern, bleiben für den Wiederaufbau europäische „Brösel übrig, den Rest wird die USA abholen.“
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