NÖ: Aufregung um Verlegung von 16 Flüchtlingen

Gut integrierte Asylwerber mussten von ihren Freunden Abschied nehmen.
Integrierte Asylwerber müssen wegen Quartierschließung in Bruck/Leitha umziehen. Im Ort dürfen sie nicht bleiben. Die Aufregung bei den Helfern ist groß.

Ratlose Helfer, verzweifelte Asylwerber und schließlich sogar ein Polizeieinsatz. Die baldige Schließung eines Asylquartiers in Bruck/Leitha sorgte am Mittwoch für Aufregung in der Gemeinde.

„Wir sind alle entsetzt“, sagt Helga Longin, Obmann-Stellvertreterin des Vereins „Unser Bruck hilft“. Man habe sich nicht einmal verabschieden können. Dienstag erhielten rund 16 Asylwerber sowie die Freiwilligen die Information, dass die jungen Männer Mittwochfrüh aus dem Quartier Ölmühle, das von SLC-Asylcare betrieben wird, ausziehen müssen. Die Unterkunft soll wegen geringer Auslastung bis Ende Juni geschlossen werden. 25 Männer wohnen derzeit noch dort. Die ersten 16 sollten nun in Unterkünfte in den Bezirken Waidhofen/Ybbs, Amstetten oder Scheibbs gebracht werden. Die Restlichen werden am Montag verlegt.

Für die Asylwerber und ihre mittlerweile langjährigen Unterstützer brach eine Welt zusammen. "Es ist so fürchterlich und menschenunwürdig", sagt der grüne Gemeinderat Roman Kral. "Das muss man sich vorstellen: Die sind nach der Flucht endlich angekommen und dann werden sie über Nacht wieder entwurzelt." Integrationsmaßnahmen würden damit konterkariert.

Unter jenen, die am Mittwoch abgeholt werden sollten, war auch Abbas. Er war der erste Flüchtling, der überhaupt nach Bruck gekommen ist und wurde noch von Bürgermeister Richard Hemmer persönlich begrüßt. Ein anderer, ein afghanischer Lehrer, engagierte sich beim Verein Neustart für junge Landsmänner. Er hat zudem erst kürzlich in Wien einen Deutschkurs begonnen. Privat bezahlt. "Den hat er sich vom Mund abgespart", sagt Longin. Andere Flüchtlinge seien ehrenamtlich bei der "Team Österreich Tafel" des Roten Kreuzes tätig, einer gehe in Bruck in die Schule.

Unverständlich für die Helfer: Noch im Jänner hätte es von Bürgermeister Richard Hemmer und seitens des Landes NÖ geheißen, dass jene die integriert sind und bleiben wollen, in andere Unterkünfte in der Stadt ziehen könnten, berichten Longin und Kral. Laut den Helfern gebe es 18 freie Plätze in anderen Quartieren in Bruck/Leitha. Doch dann seien Verlegungsanträge abgelehnt worden. Und plötzlich sei der Umzug bevor gestanden.

Keine Plätze in Bruck/Leitha

Anders sieht man das beim Land. „Die Schließung oder Stilllegung von Quartieren erfolgt immer in enger Absprache mit der Bürgermeisterin oder dem Bürgermeister, dem Betreiber und dem Land NÖ. Zudem wird ein Verlegungsplan aufgestellt, nach dem strukturiert vorgegangen wird“, sagt der zuständige Landesrat Maurice Androsch. Peter Anerinhof, Leiter der Abteilung Staatsbürgerschaft, ergänzt: "Natürlich berücksichtigen wir die Integration", sagt er. Es gäbe jedoch keine adäquaten Plätz in Bruck/Leitha. Allerdings könne bleiben, wer ein Privatquartier finde. Die Verlegung sei vor einer Woche mit dem Bürgermeister abgesprochen gewesen.

Stadtchef Hemmer wurde zumindest von der kurzfristigen Umsetzung überrascht. Allerdings meint auch er, dass es keine Plätze gebe. Dem Verein sei mitgeteilt worden, dass vier Flüchtlinge bleiben könnten, es seien jedoch keine nominiert worden.

Generell, betont Hemmer, sei die Stadt sehr flüchtlingsfreundlich. Man beherberge derzeit 170 Asylwerber, 60 Menschen hättenn bereits den ordentlichen Wohnsitz in Bruck/Leitha - und es würden mehr werden. "Nun zeichnen sich aber schon Probleme ab, bei den Kindergarten- und Schulplätzen." Auch Arbeitsplätze brauche es.

Beim Verein "Unser Bruck hilft" versteht man die Aussagen nicht. Zudem habe man vier Leute nominiert, die Verlegunsganträge seien bereits gestellt worden. "Von den Vieren saßen heute welche im Bus", meint Longin.

Kampflos wollten die Flüchtlinge ebenfalls nicht aufgeben. Von den 16, die umsiedeln hätten sollen, weigerte sich die Hälfte in den Bus zu steigen. In ihre Unterkunft durften sie jedoch auch nicht zurück. Sie wurden von der Polizei hinausbegleitet. Sie müssen sich nun selbstständig auf den Weg zu den neuen QUartieren im Westen NÖs machen. Sonst verlieren sie ihren Anspruch auf Grundversorgung.

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