Nina Hlava: Die einzige Pantomimin Österreichs

Nina Hlava ist Österreichs einzige weibliche Pantomime-Künstlerin. Ein Umstand, den die gebürtige Heidenreichsteinerin (Bezirk Gmünd) ändern möchte.
„Das besondere am nonverbalen Schauspiel ist das Internationale. Pantomime ist eine internationale Kunst, die wie die Musik überall verstanden wird“, erklärt die 44-Jährige. In Österreich sei sie aber nicht verbreitet, Sprechtheater und Kabarettkunst würden bevorzugt. „Es gibt die Theorie, dass im deutschen Sprachraum Bewegungskunst – auch Tanz und Ballett – nicht so bedeutsam sind wie das Wort. Mit Stolz besinnt man sich auf Schiller und Goethe“, so Hlava.
Weil Pantomime keine Tradition im Land hat – außer unter Straßenkünstlerinnen und -künstlern „vor denen sich manche Menschen fürchten und negative Konnotationen haben“ – gibt es auch keine Möglichkeit, die Kunst zu erlernen.
Ungeschminkt
Nina Hlava hat deshalb in Prag an der HAMU, der Hochschule für musische Künste, den Lehrgang für nonverbales und komödiantisches Theater gemacht, den sie nach fünf Jahren mit einem Künstlerdiplom beendete. „Im Handwerk wäre es der Meisterbrief“, erklärt sie. Im Anschluss machte sie dort den Doktor in ihrer Disziplin, es ist die einzige Hochschule, wo das möglich ist. Weltweit gibt es laut Hlava nur etwa zehn Personen mit Doktortitel in der Disziplin.
2017 kam die Pantomimin (und Stepptänzerin) aus den USA zurück. Dort bildete sie sich an mehreren Universitäten und Colleges vor allem im Stepptanz weiter, spielte Shows und hatte eine Assistenzprofessur inne. Zurück in Österreich verfolgt sie nun ein Ziel: Das nonverbale Theater hierzulande salonfähig zu machen.

Nina Hlava aus Heidenreichstein (NÖ) ist Österreichs einzige professionelle Pantomime-Künstlerin.
Untergrundkunst
In anderen Ländern ist es das längst – hat Tradition. Etwa in Staaten des ehemaligen Ostblocks. „Pantomime war eine Untergrundkunst. Im komödiantischen, nonverbalen Theater konnte man Kritik üben. Widerstand wurde über den Körper rübergebracht. Es galt: Was ich nicht ausspreche, kann nicht belegt, kann nicht geahndet werden.“
Frankreich hat ebenfalls eine reiche Tradition. Bekannt ist hier vor allem Marcel Marceau, der mit weiß geschminktem Gesicht und schwarzen Augenbrauen als Clown „Bip“ weltberühmt wurde. Die slawische Schule, in der Nina Hlava verortet ist, spielt ohne weiße Maske.
„Wir machen Bilder mit dem Körper und versuchen, das Gesicht neutral zu halten. In Frankreich ging es hingegen sehr ums Gesicht. Vielleicht ist es auch das – die übertriebene Mimik, die man bei uns als störend und irritierend empfindet und warum viele glauben, Pantomime zu hassen.“ Dabei gibt es viele berühmte Pantomime, die geliebt werden: etwa Charlie Chaplin – beinahe jeder kennt ihn im zerlumpten Outfit mit Stock und Melone, oder Mr. Bean, der sein Lenkrad mitnimmt, damit niemand seinen Mini Cooper stiehlt. In Österreich brachte es Samy Molcho zu internationalem Ruhm.
Film und Fernsehen
Marcel Marceau (F): Der Franzose war „Bip“, der traurige Clown, mit geschminktem Gesicht und gestreiftem Shirt
und Hut.
Charlie Chaplin (GB): Kein klassischer Pantomime im Theatersinne, er nutzte aber pantomimische Techniken in seinen Filmen der Stummfilmära.
Buster Keaton (USA): Er war in den 1920er-Jahren besonders für seine akrobatischen Stunts berühmt und galt als besonders innovativer Künstler.
Institut
Hlava schlüpft für ihre Aufführungen in einen neutralen Overall in Schwarz oder Weiß. „Es geht darum, Neutralität zu vermitteln, das Universale. Ich bin weder Frau noch Mann.“ Die slawische Schule sei etwa zu 80 Prozent im komödiantischen Bereich angesiedelt, kann aber auch melancholisch sein. Ein Fixelement in ihren Inszenierungen ist auch der Stepptanz, sie spielt sehr viel zur klassischen Musik. „Musik und Licht sind unsere Partner, wie im Film wecken wir damit Emotionen. Das Schöne ist, du brauchst keine Bühne und kein Ensemble“, so die Waldviertlerin.
Heuer hat sie erstmals ein Pantomime- und Clownerie-Festival in Waidhofen an der Thaya organisiert, für 2026 laufen bereits die Planungen. Außerdem wird sie im kommenden Jahr das erste österreichische Institut für Pantomime und Clownerie eröffnen. Im nördlichen Waldviertel (Waidhofen a. d. Thaya) kann man dann „den Meisterbrief“ machen, auch mit der HAMU gibt es eine Kooperation. Damit die „intellektuelle Kunst“ mit jahrtausendelanger Tradition eine Zukunft hat.
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