Niemand half dem Unfallopfer

In diesem Auto starb Hasan B. Ersthelfer Kögl griff zum Handy und alarmierte die Einsatzkräfte
Autofahrer fuhren einfach weiter, Einsatzkräfte beklagen fehlende Zivilcourage.

Es waren fürchterliche Szenen, die sich am Dienstag in der Hauptstadt abspielten. Angehörige kollabierten, als sie von der Polizei erfuhren, dass Hasan B. bei einem Unfall in Pottenbrunn ums Leben gekommen war. Der mehrfache Familienvater war mit dem Auto gegen einen Baum gekracht. Der 49-Jährige dürfte nicht angeschnallt gewesen sein.

Dass B. bei dem Crash ums Leben kam, erfuhr Johannes Kögl erst am Abend. "Das war eine bittere Nachricht. Ich dachte noch, er könnte es schaffen", erzählt er.

Kögl war es, der zufällig an der Unfallstelle vorbeikam und sofort den Notruf wählte. Innerhalb weniger Minuten hörte er auch schon die Sirenen der Feuerwehr, die zum Ort des Geschehens eilte. Allerdings hätte die Rettungskette vielleicht noch schneller in Gang gesetzt werden können.

Denn Kögl war mit dem Auto in einer Kolonne unterwegs, als diese plötzlich immer langsamer wurde. Die Lenker mussten ausweichen, weil auf der Straße Trümmer herumlagen. Am Straßenrand stand das völlig demolierte Auto des Türken. "Aus dem Motorraum hat es noch geraucht. Das Unfallopfer war im Wrack eingeklemmt. Das war deutlich zu sehen", erzählt der 47-Jährige.

Trotzdem fuhren mindestens vier Pkw an der Unfallstelle vorbei. Niemand blieb stehen, niemand half. Erst Kögl reagierte richtig und sprang aus seinem Wagen. Auf der Gegenfahrbahn stoppte ein Sanitäter, der gerade zufällig vorbeikam. Er leistete sofort Erste Hilfe.

"Mich ärgert das sehr, dass zuerst niemand geholfen hat", sagt Kögl.

Die fehlende Zivilcourage verwundert bei den Einsatzkräften allerdings niemand. "Es hat sich in dieser Hinsicht leider nichts zum Besseren gewendet", sagt Willy Konrath von der Landesverkehrsabteilung. Auch bei der Feuerwehr ist man tagtäglich mit fehlender Zivilcourage konfrontiert. "Wir haben einmal einen Unfall simuliert und ein Wrack in den Straßengraben gelegt. Neun sind vorbeigefahren, der zehnte erst stehen geblieben", sagt Sprecher Franz Resperger. Er selbst landete einmal mit einem Motorrad im Straßengraben und brauchte dringend Hilfe. 23 Autos fuhren an ihm vorbei.

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