Niederösterreichs Polizeichef: "Enorme Belastung für Polizei"

NÖ-Landespolizeidirektor Franz Prucher
Landespolizeidirektor Prucher über die aktuelle Sicherheitslage in Niederösterreich.

Landespolizeidirektor Franz Prucher sprach mit dem KURIER über die Sicherheitslage in NÖ, das Thema Flüchtlinge und den Fünffachmord in Schildberg.

KURIER: In der Vorweihnachtszeit sind Einbrecher besonders aktiv. Wie lautet ihre erste Bilanz?

Franz Prucher: Bei den Wohnungen und Häusern gab es heuer weniger Einbrüche, da werden wir auch über das gesamte Jahr gesehen ein Minus gegenüber dem Vorjahr erzielen. Aber man braucht nicht um den heißen Brei herumreden: Die Kellereinbrüche und Fahrraddiebstähle haben deutlich zugenommen. Positiv ist: Alle großen Straftaten – wie zum Beispiel die Morde – konnten geklärt werden.

Zeit zum Verschnaufen bleibt keine. Nach dem Terroranschlag wurde bei den Adventmärkten und Silvester-Veranstaltungen die Präsenz erhöht.

Wir sind überall da verstärkt im Einsatz, wo es zu größeren Menschenansammlungen kommt. Aber die größte Herausforderung im Bereich der Sicherheit bleibt für uns der Flughafen Wien-Schwechat. Hier sind wir schon seit März mit zusätzlichen Kräften vor Ort.

Ist für diese Aufgaben überhaupt genug Personal vorhanden?

Ja. Man muss dazu wissen, dass wir ja schon mit unseren 5000 Polizisten seit Monaten in anderen Bundesländern aushelfen. Zu Silvester werden wir auch in Wien unterstützend vor Ort sein.

Täuscht der Eindruck, dass es beim Thema Flüchtlinge ruhig geworden ist?

Ja, der täuscht. Man muss sich vorstellen, dass wir hier in Niederösterreich zwischen 30 bis 40 Prozent aller Asylanträge aufnehmen. Diese Herausforderung hat kein anderes Bundesland. In den Quartieren sind mehr als 13.000 Menschen untergebracht. Und ja, überall wo eine größere Anzahl von Menschen zusammenlebt, kommt es auch zu Konflikten. Es gibt immer wieder Fälle von Körperverletzungen, Diebstählen oder Sachbeschädigungen.

Die Exekutive verfügt wieder über mehr Geld, Stichwort Sicherheitsmilliarde. Wird es nach der Zusammenlegung von Dienststellen wieder zusätzliche Posten geben?

Nein. Die Reform im Jahr 2014 haben wir sehr positiv abgeschlossen. Diese Zusammenlegungen waren auch sinnvoll, weil wir dadurch beweglicher und flexibler geworden sind. Und: Wir bauen ja neue Sicherheitszentren wie zum Beispiel in Schwechat und am Bahnhof in St. Pölten. Zudem haben wir noch immer rund 240 Dienststellen im Bundesland.

Sie sind seit 41 Jahren bei der Polizei und haben schon viel erlebt. Was geht in einem vor, wenn man darüber informiert wird, dass in einem Haus sechs Leichen gefunden wurden? (Eine Frau hat in Schildberg ihre drei Kinder, Mutter, ihren Bruder und anschließend sich selbst erschossen, Anm.)

Das macht einen betroffen. Vor allem auch deshalb, weil drei Kinder getötet wurden. Und es ist auch für die Beamten, die so einen Fall aufnehmen müssen, eine enorme Belastung. Und trotzdem muss man sachlich ermitteln. Das erfordert eine außerordentlich stabile Persönlichkeit. Für die Mord- und Tatortgruppe war das eine enorme Herausforderung.

Zu ihrer persönlichen Zukunft. Sie werden demnächst 61.

Mein Vertrag ist befristet bis 1. September 2017. Ich bin aber nicht amtsmüde. Im Gegenteil: Ich bin mit meiner Situation sehr zufrieden. Alles weitere werden der Innenminister und der Landeshauptmann entscheiden.

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