Niederösterreich: Kult-Hotel steht vor dem Aus

Laut internen Plänen soll das Hotel nun einem Wohnprojekt weichen
Vertrag mit Pächter des Hotel Sachsengang läuft Ende Oktober aus. Die Grünen befürchten weitere "Schlafstadtzone".

Einst war das Hotel Sachsengang am Rande von Groß-Enzersdorf, Bezirk Gänserndorf, ein Hotspot für Übernachtung, Feiern und Seminare in der Region. In den vergangenen Jahren haben jedoch mehrere Pächter erfolglos das Handtuch geworfen. Die Anzahl der Zimmer ist zudem von einst 200 auf derzeit rund 20 gesunken. Nun könnte endgültig ein Schlussstrich unter das Kapitel gezogen werden.

Ende Oktober läuft der Vertrag mit dem derzeitigen Pächter, Rudolf Kuhnert, aus. Eine Fortsetzung der seit März 2014 laufenden Vereinbarung ist jedoch mehr als zweifelhaft. Derzeit laufen zwar Verhandlungen, aber Kuhnert kündigt bereits an: "Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder man kommt mir beim Preis entgegen oder wir sperren zu."

Laut Experten müssten rund eineinhalb Millionen Euro in eine umfangreiche Sanierung investiert werden. Zu viel für Investoren. Und auch Kuhnert fordert, dass der Kaufpreis um diesen Betrag reduziert wird. Bislang jedoch ohne Erfolg.

Umwidmung

Die Eigentümer verfolgen in der Zwischenzeit offenbar einen anderen Weg: Anstatt des Hotels sollen auf dem zwei Hektar großen Areal künftig Wohnungen entstehen. Ein Antrag zur Umwidmung der Fläche auf Bauland liegt der Stadt bereits vor. Und die Gemeinde steht dem Wunsch laut Wirtschaftsstadtrat Reinhard Wachmann (ÖVP) auch positiv gegenüber, allerdings nur dann, wenn ein konkretes Konzept vorgelegt wird und die Stadt auch einen Nutzen daraus zieht. Im Raum steht auf einem Teil der Fläche eine Park-&-Ride-Anlage zu bauen.

Kritik kommt hingegen von den Grünen. Ein Wohnprojekt widerspreche dem bisherigen Konsens aller Parteien, nach dem Erreichen der 10.000 Einwohner-Marke, kontrolliertes Bevölkerungswachstum zu forcieren. "Das Hotel darf nicht einer weiteren Schlafstadtzone ohne Infrastruktur weichen", pocht Grünen-Stadtrat Andreas Vanek.

Zudem werde mühsam versucht, die Region zwischen Wien und Bratislava touristisch zu entwickeln, damit nicht nur Schloss Hof als Hotspot im Niemandsland stehe. "Und dann soll der größte Beherbergungsbetrieb der Region verschwinden. Das kann wohl nur ein schlechter Scherz sein", kritisiert Vanek. Vor allem auch deshalb, weil sich das Marchfeld für die Landesausstellung 2021 bewerben will.

Von Seiten der ÖVP kommt diesbezüglich jedoch Entwarnung. Einerseits ist in Gänserndorf ein Hotel mit knapp 50 Betten in Planung, andererseits sollen bis Ende 2016 Appartements in Raasdorf entstehen.

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